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Wallraff plante Undercover-Aktion als Schwarzer in Soweto

Plan des Schriftstellers von Mandelas Freilassung durchkreuzt

© Die Berliner Literaturkritik, 30.10.08

 

JOHANNESBURG (BLK) – Die Freilassung von Friedens-Nobelpreisträger Nelson Mandela zum Ende der Rassentrennung in Südafrika hat eine Undercover-Aktion des deutschen Schriftstellers Günter Wallraff verhindert. „Zu Beginn der 1990er Jahre hatte ich eine Rolle in Soweto vorbereitet“, sagte der Enthüllungsjournalist am Mittwochabend (29. Oktober) im Goethe-Institut in Johannesburg. In dem durch seinen Widerstand gegen die Apartheid bekannt gewordenen Township habe er in die Rolle eines schwarzen Südafrikaners schlüpfen wollen.

Der südafrikanische Schriftsteller Breyten Breytenbach, – der ihm bei der Vorbereitung geholfen hatte, – habe die Aktion dann aber abgeblasen, als Nelson Mandela aus der Apartheid-Haft freigekommen war. Wallraff befand sich im Rahmen eines Medien-Seminars erstmals in dem Kap-Staat und stellte vor rund 200 Zuhörern Passagen aus seinem für Ende 2009 geplanten neuen Buch „Aus der schönen neuen Arbeitswelt“ sowie seiner Autobiografie vor, die sein Verlag nach seinen Angaben ebenfalls im kommenden Jahr veröffentlichen will.

Der 66-Jährige erprobt vor seinen verdeckten Reportagen stets seine Verkleidung mit den eigenen Töchtern: „Meine Töchter sind immer der Test: Wenn die mich nicht erkennen, wage ich es.“ Wallraff warnte vor einem sich drastisch verschlechternden Klima in deutschen Unternehmen. „Die Angst geht um in den Betrieben, keiner wagt sich mehr zu wehren. Wir leben in einer Zeit, wo alles infrage gestellt wird.“ Der globale Verfall der Finanzmärkte läute nicht nur eine wirtschaftliche, sondern eine Systemkrise ein, auf die hoffentlich ein „Zeitalter der Bescheidenheit und der Werte“ folgen werde.

Er kündigte eine voraussichtlich nach ihm benannte Stiftung der Gewerkschaften an, die jungen Journalisten und Gewerkschaftern durch Stipendien die Erforschung von Missständen in Betrieben erleichtern soll. Auf die Frage, was er als südafrikanischer Enthüllungsjournalist heute machen würde, meinte er: „Ich würde wahrscheinlich in (Johannesburgs Township) Alexandra leben, wo die fremdenfeindlichen Pogrome stattgefunden haben.“ Dort würde er gerne ergründen, was die Ärmsten der Armen zu derartigen Gewaltexzessen veranlasst habe. (dpa/mir)


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