HAMBURG (BLK) - „Das Andere, Gottferne, Vernunftlose, ein erschreckend unsicherer wie verheißungsvoller freier Raum“ – das alles ist die Nacht, schreibt Wilhelm Trapp in der „Zeit“. In ihrem Werk „Tiefer als der Tag gedacht“ untersuche Elisabeth Bronfen den Begriff der Nacht aus kulturgeschichtlicher Perspektive.
Die in Zürich tätige Kultur- und Literaturwissenschaftlerin beginne ihre Studie mit „theoretischen Kosmogonien der Nacht“: Erläutert würden Traumwelten, Liebes- und Schauernächte. Auf der Suche nach Schatten begebe sie sich in die unterschiedlichen Bereiche der Philosophie, der Literatur, des Theaters und des Kinos. Die Philosophie beispielsweise kreise um „die Nacht im Subjekt“ – so sei die Nacht bei Kant jenes mächtige „Feld dunkler Vorstellungen“, dem sich die Vernunft hilflos gegenüber sieht. Insbesondere ergründe Bronfen die „Wechselbeziehung zwischen aufgeklärtem Tag und Nachtverdrängtem.“ Dabei gewinne sie ihren Texten „immer neue Facetten“ ab.
Dem Rezensent drängt sich aber doch die Frage auf, ob sich die Autorin in ihrer Stoffauswahl nicht ein bisschen mehr aufs Wesentliche hätte beschränken sollen. Indes wünscht er sich, die „medienkundige“ Wissenschaftlerin hätte auch „die allerneuste Nacht der Welt“ – das Internet – in ihre Studie mit einbezogen. (win)
Literaturangaben:
BRONFEN, ELISABETH: Tiefer als der Tag gedacht. Eine Kulturgeschichte der Nacht. Hanser Verlag, München 2008. 639 S., 29,90 €.
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