FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Christian Geyer rezensiert in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ die neue Veröffentlichung „Der Andere“ von Ryszard Kapuscinski. Der Band vereint Vorlesungen, die der polnische Journalist im Jahr 2004 am „Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen“ abhielt. Der Autor verstarb 2007.
Die Vorträge handeln allesamt von der „Begegnung mit dem Anderen“, ein Thema, das Kapuscinski aufgrund seiner vielen Reisen und journalistischen Tätigkeiten stets begleitete, erklärt der Rezensent. Kapuscinski orientierte sich dabei an der Philosophie Emmanuel Lévinas’ (1906-1995), der sich nach Ansicht Kapuscinskis mit seinen philosophischen Schriften als Experte des „Anderen“ „schlechthin“ etabliert habe und der einen „Umbruch in der Geistesgeschichte“ bewirkte, erläutert der Rezensent. Als weiteren Einfluss auf seine Reisen und sein Schreiben benennt Kapuscinski den Philosophen Herodot. Kapuscinskis persönlicher „Kulturbegriff“, der davon abweiche, soziale Konflikte auf „Kulturkonflikte“ zu übertragen, basiere auf Herodots Philosophie, verdeutlicht der Rezensent.
Kapuscinskis Theorie zur Begrifflichkeit „des Anderen“, die eigentlich schon zu Genüge von anderen Theoretikern behandelt worden sei, gewinne noch einmal an „Frische, Glanz und analytischer Kraft“, lobt der Rezensent. Mit „einfachen“ und „unakademischen Worten“ gebe Kapuscinski die Philosophie von Lévinas wieder und lege einen Eindruck seiner Ansichten dar, die er selbst auf seinen Reisen und im Kontakt mit fremden Kulturen vertreten habe, würdigt Geyer. (zei/wip)
Literaturangaben:
KAPUSCINSKI, RYSZARD. Der Andere. Aus dem Polnischen von Martin Pollack. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008. 93 S., 7,50 €.
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