Bergisch Gladbach (BLK) – Der Bastei Lübbe Verlag hat mit der „Level 26“ von Anthony E. Zuiker und Duane Swierczynski die erste Digi-Novel der Welt veröffentlicht.
Klappentext:
Steve Dark war der Beste: Als Kopf einer streng geheimen Spezialeinheit der amerikanischen Regierung jagte er die brutalsten und entsetzlichsten Serienmörder der Welt. Insbesondere diejenigen, deren Existenz der Öffentlichkeit verborgen blieb. Steve Dark besitzt die Fähigkeit, seine eigene Persönlichkeit zu unterdrücken, in die Gedankenwelt eines unbekannten Killers einzutauchen und dessen Persönlichkeit zu imitieren. Seine Methoden erfordern ein Leben abseits des Normalen. Zur gleichen Zeit wird der Preis, den er dafür zahlen muss, größer und größer - der Verlust der eigenen Identität rückt unaufhaltsam näher und droht irreversibel zu werden. Steve Dark war der Beste: Denn ein Blutbad, bei dem seine gesamte Familie ausgelöscht wird, ändert alles, und Steve Dark quittiert den Dienst. Doch es kommt der Tag, an dem die Welt mit einem Killer konfrontiert wird, der eine neue Dimension des Bösen schafft. Ein Killer, der nur von einem Menschen aufgehalten werden kann: Steve Dark.
Anthony E. Zuiker wurde 1968 in Blue Island, Illinois, geboren und ist der Schöpfer und Produzent des Fernsehformats „CSI: Den Tätern auf der Spur.“ CSI gehört zu den erfolgreichsten Fernsehserien und erreicht ein Milliardenpublikum. Zuiker studierte an der University of Nevada, Las Vegas und machte seinen Bachelor of Arts in Englisch. Heute lebt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Las Vegas und Los Angeles. Bevor er mit der Idee zu „CSI“ durch Jerry Bruckheimer berühmt wurde, war er von Beruf Berufskraftfahrer.
Leseprobe:
©Bastei Lübbe©
Rom
Das Ungeheuer hatte sich in der Kirche versteckt. Der Agent wusste, dass es in der Falle saß. Er zog seine Stiefel aus, so leise er konnte, und stellte sie unter den Holztisch im Vestibül, denn die Gummisohlen quietschten auf dem Marmorboden, egal wie vorsichtig er war, und jedes unbeabsichtigte Geräusch konnte seinen Tod bedeuten.
Der Agent jagte das Ungeheuer seit drei Jahren. Es war ein Phantom; es gab keine Fotos, keine Spuren, keine Indizien, nichts. Diese Bestie zu fangen war wie der Versuch, eine Rauchfahne in der Faust zu halten. Schon die leiseste Bewegung genügte, und das Monster verflüchtigte sich – um woanders neu zu entstehen. Die Jagd hatte den Agenten nach Deutschland geführt, nach Israel, Japan und in die Vereinigten Staaten. Und nun nach Italien, nach Rom, in eine barocke Kirche aus dem siebzehnten Jahrhundert. Die Mater Dolorosa, die „Schmerzensreiche Mutter“. Ein passender Name.
Das Innere der Kirche war düster. Die Pistole in beidhändigem Anschlag, bewegte der Agent sich an den prunkvoll verzierten Wänden entlang, so unauffällig wie möglich, vorbei an Schildern und Warntafeln. Wegen Restaurierungsarbeiten an dem barocken Fresko unter der Kuppel war die Kirche geschlossen, was aber weder für den Jäger noch für den Gejagten einen Hinderungsgrund darstellte.
Zwielicht. Schatten. Stille. Es war ein natürlicher Lebensraum für das Monster, nur dass hier ein Ort der Gottesanbetung und Andacht war, eine Zuflucht für alle, die in ihren dunkelsten Stunden Gottes Trost suchten. Und nun verpestete das Ungeheuer diesen Ort durch seine bloße Anwesenheit. Vorsichtig bahnte der Agent sich seinen Weg zwischen den Metallstreben des Gerüsts hindurch. Er spürte, das Monsterwar da. Er spürte es wie einen eisigen Windhauch. Der Agent glaubte nicht an übernatürliche Dinge. Und über parapsychische Fähigkeiten verfügte er auch nicht. Doch je länger er dieses Ungeheuer jagte, desto besser vermochte er sich in dessen abartige, wirre Gedankenwelt zu versetzen. Diese Gabe hatte ihn näher an die Bestie herangeführt als jeden anderen Ermittler vor ihm, doch er hatte einen hohen Preis dafür gezahlt: Je mehr er seinen Verstand auf das kranke Hirn des Monsters einstimmte, desto mehr verlor er das Gefühl für Normalität. In letzter Zeit hatte er sich immer öfter gefragt, ob seine Verfolgungsjagd ihn das Leben kosten könnte – oder den Verstand.
Der Agent wusste nicht, welcher Gedanke beunruhigender war. Jedenfalls war darüber seine Entschlossenheit ins Wanken geraten. Bis vorhin. Denn der Anblick des jüngsten Opfers dieser Bestie, nur ein paar Querstraßen von der Kirche entfernt, hatte seinen Hass wieder auflodern lassen. Die Ströme von Blut, der zerfetzte Leichnam, die in der kühlen Nachtluft dampfenden Eingeweide, das weiße Fett zwischen den freigelegten Muskeln .… kein Anblick für Leute mit schwachen Nerven oder schwachen Mägen. Der Agent jedoch hatte sich hingekniet, den Arm ausgestreckt und durch die dicken Latexhandschuhe hindurch gefühlt, dass der Tote noch warm war. Ein Adrenalinstoß war durch seine Adern gejagt.
Der Psycho ist noch in der Nähe.
©Bastei Lübbe©
Literaturangabe:
ZUIKER, ANTHONY E. / SWIERCZYNSKI, DUANE: Level 26. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Axel Merz. Lübbe Verlag, Bergisch-Gladbach 209. 429 S., 14,99 €.
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