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Weltbürger Goethe

Weltbürgertum und Weltliteratur gehörten für den Klassiker zusammen

© Die Berliner Literaturkritik, 03.06.09

BERLIN (BLK) — Der Weltbürger Goethe ist seit Mittwoch Thema der 81. Hauptversammlung der Goethe-Gesellschaft in Weimar. „Weltbürgertum ist bei Goethe Ausdruck seines Humanismus, es steht im Gegensatz zum Vaterländischen, das der Dichter immer mit einer gewissen Distanz gesehen hat“, sagte Präsident Jochen Golz. Weltbürgertum und Weltliteratur gehörten bei dem Klassiker zusammen. Laut Goethe kann Literatur aus verschiedenen Kulturkreisen den Menschen helfen, einander zu verstehen. Bis zu diesem Samstag wollen 500 Wissenschaftler und Dichter-Freunde aus 20 Ländern unter anderem über Goethe und sein Verhältnis zur Französischen Revolution debattieren.

„Weite Welt und breites Leben“ ist der Leitfaden der Tagung, zu der Referenten und Diskussionsleiter aus 16 Ländern ihre Erfahrungen einbringen werden. Weitere Themen sind Goethe und Napoleon, Weimar als Goethes politisches Projekt, die Kosmopolitismus-Debatte seiner Zeit sowie Goethes Akzeptanz des Fremden. Traditionsgemäß wurde das Treffen mit einem Symposium junger Goethe-Forscher eröffnet. Die Goethe-Gesellschaft hat nach eigenen Angaben 3100 Mitglieder im In-und Ausland.

Am Donnerstag (4.6.) vergibt die 1885 gegründete literarische Gesellschaft ihre Goethe-Medaille an den Sänger Dietrich Fischer-Dieskau und den Germanisten Norbert Miller. Sie seien in mehreren Künsten bewandert und Botschafter der Weltliteratur, begründete Golz die Entscheidung.

Die Goethe-Gesellschaft, die als einzige literarische Vereinigung die deutsche Teilung ungeteilt überstanden hat, will zum 125. Gründungsjubiläum 2010 die Reibungspunkte ihrer Geschichte aufarbeiten. Golz möchte am Rande der Podiumsdiskussion „Goethe im Ausland“ mit dem Präsidenten des Goethe-Instituts, Klaus-Dieter Lehmann, über eine engere Zusammenarbeit sprechen. Seiner Meinung nach gehört zum Erlernen der deutschen Sprache und der Beschäftigung mit Gegenwartskunst auch das deutsche Erbe. „Das kommt mir bei den Angeboten manchmal zu kurz.“

Unter dem Patronat des Weimarer Großherzogs Carl Alexander war 1885 der „Verein von Goethe-Freunden und Goethe-Forschern“ gegründet worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlaubte die sowjetische Besatzungsmacht der Goethe-Gesellschaft schon im März 1946 wieder aktiv zu werden. Als einzige literarische Gesellschaft der DDR war sie auch in der Bundesrepublik aktiv. Im Zwei-Jahres- Rhythmus war die Klassikerstadt während der Hauptversammlungen Treffpunkt zwischen Goethe-Freunden aus Ost und West. Unabhängig von der Muttergesellschaft gibt es derzeit in Deutschland 59 Ortsvereinigungen. Weltweit bestehen 38 Goethe-Gesellschaften — die jüngste Gründung war im März im brasilianischen Sao Paulo. (dpa/köh)


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