Von Susanna Gilbert-Sättele
Als Fahrradkurier bringt die junge Astrid nicht nur Päckchen, sondern auch Unglück ins Haus. Dort, wo die junge Londonerin läutet, lauert der Tod. Zwei Frauen hat die Heldin in Nicci Frenchs neuem Psychothriller „Bis zum bitteren Ende“ ermordet in ihren Heimen aufgefunden. Eine dritte lag zwischen Mülltonnen in Astrids unmittelbarer Nachbarschaft. Kein Wunder, dass die Polizei sie ins Visier nimmt. Der neue Roman des Erfolgsduos Nicci Gerrard und Sean French taugt wieder einmal als „fetziger Urlaubsreißer“ („Die Zeit“) oder als kurzweilige Bettlektüre, denn hier wird eine gute Geschichte erzählt, Spannung erzeugt und der Leser lange an der Nase herum geführt.
Dass der Meuchelmörder in Astrids Umkreis zu finden ist, wird Ermittlern und Lesern schnell klar. Die junge Frau lebt allerdings in einer Wohngemeinschaft mit sechs anderen zusammen, von denen jeder und jede infrage kommen könnte, auch wenn der Zusammenhang zwischen den Morden Rätsel aufgibt: Das erste Opfer, eine biedere Nachbarin, kannten alle nur vom Sehen, das zweite, eine reiche schöne Kundin des Fahrradkurier-Dienstes, gar nicht. Lediglich zu Leah, dem dritten Opfer, hatten alle WG-Bewohner engen Kontakt, wollte sie doch als des Besitzers Miles neue Freundin in das Haus einziehen und die anderen heraus ekeln.
Richtig gut entwickelt das Autorenpaar die Beziehung der Gruppe, die angesichts der schockierenden Geschehnisse schnell von einer verschworenen Gemeinschaft in vereinzelte, verängstigte und argwöhnische Individuen zerfällt, denen der Boden unter den Füssen weggezogen wird. Auch die Polarisierung der Handlung zwischen der positiv besetzten Astrid und dem psychopathischen Mörder – die Geschichte wird nacheinander aus beider Perspektiven erzählt – ist ein gelungener Kunstgriff und – wie „Welt online“ schreibt, „verstörend und betörend zugleich“. Denn erst dadurch wird eine Motivkette im Rückblick vom Täter selbst erklärt, die sich dem Leser sonst nicht erschlossen hätte.
Der literarisch überaus fruchtbaren Schriftstellerehe French-Gerrard sind bislang zehn Krimis entsprungen. Nebenbei schreibt die 50-jährige Britin unter ihrem richtigen Namen Nicci Gerrard auch noch Familienromane.
Literaturangaben:
FRENCH, NICCI: Bis zum bitteren Ende. Bertelsmann Verlag, München. 415 S., 19,95 €.
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