Von Christiane Gläser
Ein Moment im Leben eines Menschen kann alles auf den Kopf stellen. An den Zeitpunkt kann sich der tragische Held genau zurück erinnern, wenn er die Chronik seiner vermurksten Vergangenheit Revue passieren lässt. Genau diesen Tag, diese Stunden oder auch Minuten stellt Christopher Kloeble in den Mittelpunkt seiner elf Kurzgeschichten, die im Juli mit dem Buch „Wenn es klopft“ veröffentlicht wurden. Es ist das zweite Buch des 28 Jahre alten Schriftstellers. Für seinen Debütroman „Unter Einzelgängern“ wurde er 2008 mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet. Seit seinem Literatur-Studium in Leipzig schreibt er auch Theaterstücke und Drehbücher.
„Wenn es klopft“ zeichnet sich durch bedrückende Details und eine stille Alltags-Dramatik aus. Auch schwierigere Themen wie sexuellen Missbrauch macht Kloeble zum Thema der Kurzgeschichten. Seine Helden sind Menschen wie du und ich, die plötzlich den ihnen vertrauten Weg verlassen müssen.
Fast allen Stücken ist die Erzählperspektive gemein — die Protagonisten erzählen die Geschichten aus ihrer Sicht. Dafür schlüpft der Autor in die Rolle eines dicklichen Chorknabens mit Versagensängsten, eines liebevollen Sohnes am Sterbebett der Mutter, einer von ihrer Mutter missbrauchten Tochter oder auch in die eines alternden Schauspielers. Den blitzartigen Gedanken von elf sehr unterschiedlichen Menschen gibt Kloeble Raum in seinem Buch. Allen gemein ist auch die traurige Einsamkeit.
Immer wieder greift Christopher Kloeble kleinere und größere Alltagsdramen auf: Allzu oft sind es Schicksale, Schicksalsschläge, die das weitere Leben der Figuren kräftig durcheinander wirbeln. Nur wenige Seiten lang springt er in das Leben seiner Protagonisten, lässt den Leser an ihren sehr persönlichen Gedanken teilhaben, macht ihn mit seinen zahlreichen Details fast schon zum Voyeur. Die genauen Hintergründe lässt Kloeble aber meist offen.
Gerade dann, wenn der Leser gern noch tiefer in die Geschichte eintauchen möchte, setzt der Autor einen Schlusspunkt. Zum Teil deutet er die Geschichten dabei so sanft an und lässt damit Raum, nachzudenken und eventuell einen eigenen Schluss zu finden.
Der Leser möchte die Geschichten am liebsten verschlingen. Trotzdem sollte er sich Zeit nehmen für diese elf Kurzgeschichten, die erklären, warum ein Klopfen an der Tür, die belanglose Melodie eines Klaviers, ein Muttermal oder auch ein großer Sessel ein Gefühl von Angst, ja sogar Panik auslösen können.
Literaturangabe:
KLOEBLE, CHRISTOPHER: Wenn es klopft. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2009. 198 S., 14,90 €.
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