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Wirtschaftswissen durch das Radio

John Maynard Keynes’ „On Air. Der Weltökonom am Mikrofon der BBC”

© Die Berliner Literaturkritik, 12.03.08

 

<ST1:STATE W:ST="on"><ST1:PLACE W:ST="on">HAMBURG</ST1:PLACE></ST1:STATE> (BLK) – John Maynard Keynes’ „On Air. Der Weltökonom am Mikrofon der BBC“ ist im Murmann Verlag erschienen.

Klappentext: Eton-Schüler und Professor in Cambridge, Kunstsammler und erfolgreicher Börsenspekulant, Liebling des Bloomsbury-Kreises um Virginia Woolf, zeitweilig einer der Direktoren der Bank von England, charmant und von unerschütterlicher Überzeugung: John Maynard Keynes ist bis heute der schillernde Star unter den Nationalökonomen des 20. Jahrhunderts.

Seine Forderung, in Zeiten anhaltender Rezession und Depression müsse der Staat in die Wirtschaft investieren, wurde zum Credo der sozialen Marktwirtschaft. Beispiellos in der Geschichte der Ökonomie, suchte Keynes seine Ideen auch der breiten Bevölkerung verständlich zu machen. Kein Medium war dafür besser geeignet als das Radio. Zwanzig Jahre lang wandte er sich mit Themen wie Arbeitslosigkeit und Rezession, Sparen und Investieren, Kapitalmärkte und Finanzpolitik an die Hörer der BBC. Erstmals auf Deutsch versammelt, sind diese Sendungen ein Zeitdokument des 20. Jahrhunderts sowie ein verständlicher Einstieg in das Denken von John Maynard Keynes.

John Maynard Keynes (1883–1946), englischer Wirtschaftswissenschaftler, Politiker und Mathematiker. Er zählt zu den bedeutendsten Ökonomen überhaupt und ist Namensgeber des Keynesianismus.

Gerhard Willke ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen. Er schrieb unter anderem das Buch „John Maynard Keynes“ (2002). (tan/wip)

 

Leseprobe:

© Murmann Verlag©

Nach einem Herzinfarkt im März 1937 und einer langen Rekonvaleszenz zog sich Keynes ein Jahr lang ganz aus der Öffentlichkeit zurück; danach trat er überall erheblich kürzer, außer bei seinen akademischen Pflichten. So hielt er drei Jahre lang auch keine weiteren Vorträge im Rundfunk. Erst am 23. Mai 1939, einen Monat nach Einführung der Wehrpflicht in Großbritannien und rund drei Wochen nach der britisch-französischen Garantieerklärung für Polen, sprach Keynes erneut in der BBC, diesmal – vor dem Hintergrund eines zunehmend wahrscheinlicher werdenden Krieges mit Deutschland – über den Zusammenhang von Aufrüstung und Arbeitslosigkeit.

Wir leiden schon so lange unter schwerer Arbeitslosigkeit, dass wir uns daran gewöhnt haben, diesen Zustand als chronisches Übel anzusehen. Die Regierungsverantwortlichen waren nicht davon zu überzeugen, dass sich die Arbeitslosigkeit durch massive Ausgaben für Wohnungsbau und andere dringliche Arbeiten beseitigen ließe. Wenn das zuträfe, würde dies bedeuten, dass sie sich auch nicht durch massive Rüstungsausgaben beseitigen lässt – der unproduktivsten aller Ausgaben. Aber aus Gründen, die nicht in unserer Macht stehen, wird das große Experiment nun doch durchgeführt. Werden wir durch unsere Wiederaufrüstung die Arbeitslosigkeit sozusagen zufällig beseitigen? Für unsere Arbeitnehmer ist das eine überaus wichtige Frage – und, wie ich hinzufügen möchte, für Ökonomen ebenso. Wie lauten die Argumente? Sie sind weder ganz einfach noch besonders schwierig. Ich will also versuchen, sie zu erklären.

Die Regierung wird in diesem Jahr für alle Haushaltsposten wahrscheinlich über 250 Millionen Pfund mehr ausgeben als im vergangenen Jahr. Offensichtlich werden dadurch mehr Menschen beschäftigt sein, um das herzustellen, was der Staat kauft. In welchem Ausmaß wird das dadurch aufgewogen, dass die Beschäftigung in anderen Bereichen abnimmt? Zum Beispiel werden die Steuerzahler mehr abgeben müssen und also weniger ausgeben können, was bedeutet, dass weniger Menschen mit der Produktion dessen beschäftigt sind, was die Steuerzahler sonst kaufen würden. Aber der Schatzkanzler hat in diesem Jahr entschieden, dass es nur eine moderate Erhöhung der Steuern geben wird. Folglich muss man für diesen Posten nicht sehr viel abziehen.

Außerdem könnten solche privaten Investitionen zurückgehen, die in Friedenszeiten üblich sind, etwa für den Wohnungsbau, entweder aufgrund eines verständlichen Vertrauensschwundes in die Zukunft oder weil es schwierig ist, die nötigen Gelder zu bekommen, oder aber weil die Regierung für ihre eigenen Zwecke jene Fachkräfte in Anspruch nimmt, die allein für solche Arbeiten qualifiziert sind. Darüber hinaus wird ein Teil der Staatsausgaben für Importe verwendet werden oder Arbeitskräfte beschäftigen, die sonst für den Export arbeiten würden. Es ist schwierig, den Umfang dieser Ausgleichseffekte vorherzusagen.

© Murmann Verlag ©

Literaturangaben:
KEYNES, JOHN MAYNARD: On Air. Der Weltökonom am Mikrofon der BBC. Aus dem Englischen von Michael Hein. Mit einer Einführung von Gerhard Willke. Murmann Verlag, Hamburg 2008. 240 S., 22,50 €.

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