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Wissenswertes für alle Lebenslagen

Von Länderküchen, Windbewegungen, Frauen über 40 und Tom Waits

© Die Berliner Literaturkritik, 08.12.09

Wie die Welt zu speisen pflegt: „All you can eat“

Was man anderswo zu speisen pflegt, ist sicher nicht jedermanns Sache: gedünstetes Hundefleisch und gebratene Ratte in China, Stutenmilch in der Mongolei und verrotteter Haifisch in Finnland. Unter dem Titel „All you can eat. Ein Gourmet reist um die Welt“ hat der britische Journalist Simon Majumdar seine nicht immer appetitlichen Erinnerungen an die Küchen der Welt zusammengetragen. Dem aktuellen literarischen Trend zum Selbstversuch folgend probierte sich Majumdar auf seiner ein Jahr dauernden Weltreise aber auch durch allerlei Schmackhaftes. „Haben Sie keine Angst vor Restaurants, Ständen und Bars im Ausland, nur weil sie deren Bestellsystem nicht kennen oder die Speisekarte nicht verstehen“, ruft er seine Leser auf. „Das Schlimmste, was Ihnen passieren kann, ist, dass Sie Sushi mit Kabeljausperma essen müssen, so wie ich in Kioto“. Majumdar liebt Nahrung - und das merkt man seinem unterhaltsamen Erzähl- und Lebensstil an. Er schreibt erfrischend nicht nur über das, was auf dem Teller liegt, sondern auch über die Menschen, die es liefern und kochen.

Huler erzählt von Beaufort und der „Sprache des Windes“

Als Admiral auf einem 44-Kanonen-Kriegsschiff enträtselte Sir Francis Beaufort (1774-1857) die Geheimnisse des Windes. Er beobachtete und beschrieb das Verhalten der Segel bei unterschiedlichen Windgeschwindigkeiten und legte damit den Grundstein für die nach ihm benannte Beaufort-Scala. Bis heute wird damit die Stärke des Windes definiert. Der US-Journalist Scott Huler zeichnet in seinem Buch „Die Sprache des Windes“ nicht nur das Leben Beauforts nach, er beschreibt auch die Stimmung und die von Beaufort entwickelten Instrumente, derer sich der als schweigsam bekannte Admiral so oft bediente. Huler hebt auch den Einfluss der bahnbrechenden „Erfindung“ für die Seefahrt und für Zeitgenossen wie Daniel Defoe, Charles Darwin und Captain Cook hervor. Bereits vor fünf Jahren erschien sein leicht verständliches, Neugier weckendes Werk im englischen Original.

Lebensstil-Guide für Frauen ab 40

Die gute Nachricht: Ein Leben ab 40 ist möglich. Augenzwinkernd und ernsthaft zugleich widmet sich Autorin Joyce Roodnat dem Relaunch der gesamten reifer gewordenen weiblichen Persönlichkeit. In ihrer niederländischen Heimat landete sie mit dem Ratgeber „Das gewisse Etwas. Der Guide für Frauen mit Stil“ einen Bestseller. Darin plädiert die 1955 geborene Journalistin und Romanautorin dafür, das eigene Innen- und Außenleben bis ins hohe Alter immer wieder kritisch unter die Lupe zu nehmen und bewusst neu zu gestalten. Dazu gehören für Roodnat Aspekte wie Mode und Make-up, Gesundheit und Sex, Beschäftigung mit Tod und Seele. Weniger ist mehr, aber das individuell Passende und Richtige sollte es schon sein, lautet ihre Empfehlung. Ganz sicher ist Roodnats Werk keine Offenbarung, allerdings mag die systematische Zusammenstellung auf Leserinnen der Zielgruppe durchaus inspirierend wirken.

Unautorisiertes über den Sonderling Tom Waits

Um aus einem prall gefüllten Leben zu erzählen, braucht es offensichtlich Zeit und Platz: In der 700-Seiten-Biografie „Tom Waits. Ein Leben am Straßenrand“ versucht der Musikjournalist Barney Hoskyns, das Phänomen Waits zu erklären - und zwar gegen dessen Willen. Mit Händen und Füßen hatte sich der Protagonist gegen das unautorisierte Porträt gewehrt, in dem etliche prominente Weggefährten des Exzentrikers zu Wort kommen. Hoskyns listet Anekdoten auf, greift auf unzählige Sekundärquellen zurück, nimmt Gerüchte auf oder zitiert Waits aus früheren Interviews, in denen er allerdings nicht immer ganz bei Sache gewesen sein mag. Die Texte der Songs aus schrägen Alben wie „Swordfishtrombones“ und „Rain Dogs“ werden analysiert und mit Erlebnissen aus der Biografie von Waits verglichen. Hoskyns kontrolliert detailliert, wie realitätsnah das Outsider-Image des Kult-Sängers, Saufbolds und Schauspielers sowie sein Auftreten als genialer Sonderling an die Wahrheit heranreichen.

Literaturangabe:

MAJUMDA, SIMON: All you can eat. Ein Gourmet reist um die Welt. Ullstein Verlag, Berlin 2009. 352 S., Euro 17,40 €.

HULER, SCOTT: Die Sprache des Windes. Mare Verlag, Hamburg 2009. 368 S., 23,00 €.

ROODNAT, JOYCE: Das gewisse Etwas. Der Guide für Frauen mit Stil. Droemer Verlag, München 2009. 240 S., 18,95 €.

HOSKYNS, BARNEY: Tom Waits. Ein Leben am Straßenrand. Heyne Verlag, München 2009. 704 S., 24,95 €.

Weblink:

Ullstein Verlag

Mare Verlag

Droemer Verlag

Random House/Heyne


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