HAMBURG (BLK) - Der Liedermacher Wolf Biermann hat am Mittwochabend (9.9.) das neue Hamburger Literaturfestival „Harbour Front“ eröffnet. Der 72-jährige Autor, der 1936 in Hamburg geboren und später aus der DDR ausgebürgert wurde, las und sang Gedichte über seine Heimatstadt und aus seinem aktuellen Gedichtband “Berlin, du deutsche deutsche Frau“ (Hoffmann und Campe). Bis zum 19. September stellen mehr als hundert Autoren ihre neuen Werke auf dem Literaturfestival vor, darunter Siegfried Lenz, Daniel Kehlmann und Cornelia Funke. An insgesamt elf Festivaltagen werden rund um die Hafencity, Speicherstadt und Reeperbahn 85 Veranstaltungen an 25 Orten geboten.
„Ich werde nie vergessen, wie er versuchte, mich in einer Biologiestunde mit den Errungenschaften des Marxismus und Leninismus vertraut zu machen“, sagte der Unternehmer und Mäzen Klaus-Michael Kühne, der das Festival ermöglichte, über seinen Schulfreund Biermann. Eines Tages sei der Lehrer in die Klasse gekommen und hätte gesagt: Wolf verlässt uns. “In einer Zeit, in der alles von Ost nach West emigrierte, ging Wolf von West nach Ost. Das verstanden wir erst gar nicht“, sagte Kühne. Im Laufe des Abends berichtete Biermann, dass dieser Schritt für ihn lebensnotwendig gewesen sei. „Ich brauchte diese Lektion, sonst wäre ich stecken geblieben in dieser Dummheit“, sagte der Dichter, der in seinen Liedern sein bewegtes Leben schilderte.
„Wir haben vor zwei Jahren von einem großen Literaturfestival rund um den Hamburger Hafen geträumt“, sagte Initiator Peter Lohmann, der das Festival zusammen mit dem Verleger Nikolaus Hansen geplant und organisiert hat. „Deshalb sind wir überglücklich, ihnen jetzt ein Literaturfestival im Hamburger Hafen präsentieren zu können: mit über 87 Veranstaltungen, mehr als 100 Autoren, 56 Moderatoren, 22 Schauspieler und vielem, vielem mehr.“ Die Veranstaltungsorte reichen vom Alten Elbtunnel bis zum St. Pauli-Theater, von der Katharinen-Kirche bis zum Millerntor-Stadion. Treffpunkt und Anlaufstelle für Besucher und Autoren ist die Cap San Diego an den Landungsbrücken. (dpa/kum)
Weblink: