KASSEL (BLK) - Neun Monate nach seinem Tod ist der Dichter Peter Rühmkorf mit dem Literaturpreis für grotesken Humor der Stadt Kassel geehrt worden. Rühmkorf habe Sätze geschaffen, über die man immer zweimal nachdenken müsse, über die sich das Nachdenken aber auch lohne, sagte Laudator Jürgen Manthey am Samstag im Kasseler Rathaus. Die Jury würdigte den „roten Romantiker“ für „seine wegweisende Gestaltungskraft auf dem Feld des Komischen“. Rühmkorf war der mit 10.000 Euro dotierte Preis am 9. Juni vergangenen Jahres zugesprochen worden. Wenige Stunden danach war bekanntgeworden, dass Rühmkorf am Tag zuvor im Alter von 78 Jahren gestorben war.
„Virtuos erschließt er die literarische Überlieferung, bürstet sie parodierend gegen den Strich und lässt sie durch heutige Erfahrungen und Sprechweisen hindurch klingen“, hieß es von der Jury weiter. Sein „poetischer Tanz auf dem Hochseil“ kombiniere unterschiedlichste Stilebenen und Idiome in seiner Dichtung. „Unserer haltlosen Welt begegnet sie mit Ironie, Witz und Wut, mit Provokation und Lust; sie ist Anleitung zum politischen Widerspruch wie zu irdischem Vergnügen und ästhetischem Genuss.“ Für Rühmkorf nahm dessen Witwe, die frühere schleswig-holsteinische Ministerin Eva Rühmkorf, den Preis entgegen. Anschließend lasen Freunde wie Harry Rowohlt, Franziska Augstein und Bernd Rauschenbach Werke des Geehrten.
Den Förderpreis für komische Literatur erhielt am selben Tag der Schweizer Schriftsteller Michael Stauffer. Der 36-Jährige (Buchtitel: „Haus gebaut, Kind gezeugt, Baum gepflanzt: So lebt ein Arschloch. Du bist ein Arschloch“) pflege eine Sprache, die einfach, trocken, nüchtern sei und einen eigenen Witz enthalte, hieß es in der Laudatio. „Er scheint mit Sprache zu blödeln, er spielt, er lässt Peinlichkeiten zu, er probiert aus. Stauffer ist der heitere Aufklärer, der uns auf die Schippe nimmt und uns sagt, dass wir uns hinter dem Text bitte umsehen sollten.“
Der Förderpreis für Komische Literatur wird seit 2004 an junge Autoren vergeben und ist mit 3000 Euro dotiert. Er ist quasi ein Ableger des Literaturpreises für grotesken Humor, den es seit 1985 gibt. Erster Preisträger war Loriot. Zuletzt ging die Ehrung an den Zeichner und Schriftsteller F. W. Bernstein. Zu den Geehrten gehörten auch Robert Gernhardt, George Tabori und Hanns Dieter Hüsch. (dpa/jud)