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Yoko Ono Talking – Zitatesammlung über die „Drachenfrau“

Nick Johnstone zeichnet in Onos eigenen Worten wichtige Lebensstationen nach

© Die Berliner Literaturkritik, 04.04.08

 

Von Silke Katenkamp

Sie ist die „Drachenfrau“. Die „böse Hexe im Beatles-Märchen“, „verantwortlich“ dafür, dass die Band mit dem Ausstieg John Lennons 1970 auseinanderbrach. Er nannte sie seine „Muse“, seine „Göttin der Liebe“. Nach Lennons Tod (1980) wurde sie die „Schwarze Witwe“, der „Nachlasshai“, der „geldgierig“ über seine Millionen wacht. Über Yoko Ono ist viel gesagt und geschrieben worden. Anerkennung war selten darunter – Hass und Ablehnung die Regel.

In einem außergewöhnlichen Buch lässt der britische Musikjournalist Nick Johnstone die umstrittene Künstlerin jetzt selbst Stellung beziehen. Für „Yoko Ono Talking“ hat er tief in den Archiven geforscht und über 300 Originalzitate von und über Yoko Ono gesammelt. Anschließend hat er sie chronologisch, ihrem Leben entsprechend, zusammengepuzzelt.

Überwiegend in ihren eigenen Worten zeichnet Johnstone auf diese Weise wichtige Lebensstationen nach: Onos Kindheit in Japan, wo sie am 18. Februar 1933 als Tochter reicher Eltern geboren wurde. Ihre Arbeit als provokante Avantgarde-Künstlerin, Filmemacherin, Musikerin. Und, natürlich, das erste Treffen mit John Lennon. „Ich wurde von ihm wirklich überrumpelt. Es ist wirklich kitschig ausgedrückt, aber es war ‚die Macht der Liebe’.“ Fortan lebten beide eine öffentliche Beziehung, verfolgt von den Schmähungen von Journalisten und Fans – die nicht spurlos an der oft so souverän wirkenden Frau vorübergegangen sind.

„Es gab Zeiten, da war ich sehr verängstigt, weil mich alle Welt angriff und sie mich in ihren Briefen mit Hass bombardierten. Außerdem verstand ich nicht, warum sie wütend auf mich waren, nur weil ich ich selbst war.“

Zwischen Onos Worte streut Johnstone immer wieder zahlreiche Zitate ihrer großen Liebe, aber auch von kritischen Wegbegleitern, wie Paul McCartney oder Julian, Lennons Sohn aus erster Ehe. Nach dem Tod des Sängers lieferte er sich mit der Witwe einen langen Rechtsstreit um das Erbe seines Vaters. „Ich bin immer noch unglücklich darüber, wie mit Dads Andenken umgegangen wird“, sagt er da zum Beispiel über die Art, wie Yoko Ono Lennons Werk nach seinem Tod vermarktet hat.

Eine umfassende Biografie mit Enthüllungen oder ausführlichen Hintergrundinformationen kann Johnstone mit dem Mosaik an öffentlich gesagten, und folglich schon bekannten Zitaten, nicht liefern. „Yoko Ono Talking“ gelingt hingegen etwas anderes: der umfangreiche Einblick in die – oft überhörte – Gefühls- und Gedankenwelt einer Frau, die ihr Leben lang für ihre Positionen eingetreten ist – und damit die Welt provozierte. Der hat Yoko Ono mittlerweile die Feindseligkeiten verziehen. „Ein Drache ist ein starkes, mächtiges und weises Tier“, sagte sie vor drei Jahren in einem Interview. „Ich fühle mich durch das Wort Drachenfrau sehr geehrt.“

Literaturangaben:
ONO, YOKO: Yoko Ono Talking. Herausgegeben von Nick Johnstone. Übersetzt von Madeleine Lampe und Thorsten Wortmann. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2008. 192 S., etwa 50 Abbildungen, 14,90 €.

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