LONDON (BLK) – Zehn Jahre nach dem Diebstahl eines Exemplars der äußerst wertvollen ersten Gesamtausgabe von William Shakespeare ist in England ein Verdächtiger festgenommen worden. Der 51-Jährige sei nach Hinweisen der US-Bundespolizei FBI am Donnerstag (10. Juli 2008) in Gewahrsam genommen worden und werde verhört, berichtete der Sender BBC am Freitag (11. Juli 2008).
Der Mann hatte das Exemplar der sogenannten Shakespeare Folio kürzlich in den USA der Folger Shakespeare Library in Washington für eine Prüfung der Echtheit überlassen. Diese wurde von den Experten bestätigt, die allerdings das FBI einschalteten. Festgenommen wurde der Verdächtige kurioserweise in der nordostenglischen Kleinstadt, die ebenso wie die US-Hauptstadt den Namen Washington trägt. Er habe sich als internationaler Unternehmer bezeichnet und angegeben, das Shakespeare-Werk vor einiger Zeit auf Kuba erworben zu haben, sagte ein Polizeisprecher.
In Fachkreisen wird der Wert auf 15 Millionen Pfund geschätzt (fast 19 Millionen Euro). 1623 wurden 1000 Exemplare der gesammelten Shakespeare-Werke gedruckt, nur etwas mehr als 200 sollen erhalten geblieben sein. Die Folio gilt den Briten seit langem als „das bedeutendste aller Bücher in englischer Sprache“.
Neben der Folio waren 1998 aus einer Ausstellung wichtiger Werke der englischen Literatur in der Universität Durham auch mehrere andere wertvolle Bücher und Handschriften gestohlen worden – darunter eine handschriftliche Übersetzung des Neuen Testaments ins Englische aus dem 14. Jahrhundert und ein handschriftliches Gedicht des Poeten Geoffrey Chaucer.
Dass nun die gestohlene Folio-Ausgabe wieder aufgetaucht ist, sei „eine wunderbare Nachricht für Shakespeare-Gelehrte und -Fans auf der ganzen Welt“, erklärte Bill Bryson, der Rektor der Durham University. Die Sicherheitsvorkehrungen in der Universität seien nach dem Bücherraub von 1998 erheblich verstärkt worden, fügte Vizerektor Chris Higgins hinzu. Die zehn Jahre verschollene Shakespeare-Ausgabe könne daher bedenkenlos wieder in Durham aufbewahrt werden. (dpa/wip)