FRANKFURT AM MAIN (BLK) – James Cañóns Roman „Der Tag, an dem die Männer verschwanden“ sei eine angewandte Gender-Studie, die an „Herr der Fliegen“ erinnere, meint Rezensentin Julia Bähr in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“). Das Debüt des vierzigjährigen Kolumbianers sei in dessen Heimatland in der Zeit um die Jahrtausendwende angesiedelt.
Der Roman schildert die Geschichte des kleinen Dorfes Mariquita, das von Guerilla-Gruppen schikaniert wird, die einen bewaffneten Konflikt gegen Polizei und Paramilitärs führen, schreibt die „FAZ“. Eine Aufspaltung der Gesellschaft Mariquitas beginnt mit der Geiselnahme der männlichen Dorfbevölkerung durch die Guerillas. Die Frauen beginnen sich allmählich mit der neuen Situation zu arrangieren. Dennoch entstehen Probleme wie der „Männer-Entzug“. Die Absurdität nimmt somit kontinuierlich zu: die Frauen bilden einen „Straßenstrich ohne Bezahlung“ und es werden abwegige Überlegungen zur Zeugung männlicher Nachkommen angestellt. Schließlich kommt es zum Punkt, an dem Zeit und Ordnung verloren gegangen zu seien scheinen. Weder zur gleichgeschlechtlichen Liebe noch zur allgemeinen Entblößung ist der Weg noch weit, schreibt die „FAZ“. Zwischen den „utopischen Passagen“ berichtet der Autor, aber auch von der „grausamen Realität“ der Männerwelt.
Die Rezensentin der „FAZ“ meint, dass James Cañón einen facettenreichen Debütroman vorgelegt habe. Er sei bildhaft und mit seiner „schwelgerischen Sprache“ in „der besten Tradition südamerikanischen Erzählens“ geschrieben. „Der Tag, an dem die Männer verschwanden“ besteche durch Humor, Liebenswürdigkeit, Sensibilität und einem kritischen Verstand, lobt Rezensentin Julia Bähr. (car/wip)
Literaturangaben:
CAÑÓN, JAMES: Der Tag, an dem die Männer verschwanden. Roman. Aus dem Amerikanischen von Sky Nonhoff. Ullstein Verlag, Berlin 2008. 396 S., 19,90 €.
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