Von Martin Spieß
Ach, Kinder. Wenn sich schon jemand dem Phänomen Online-Dating annehmen muss, hätte es dann nicht wenigstens ein Autor sein können? Stattdessen gibt es „Fucking Friends“ zu lesen, das Debüt des Schweizer Deutschlehrers und Bergsteigers Roland Heer. Und das Buch ist weder informativ, noch gut geschrieben.
Protagonist Greg verliert, während er einen 7000er besteigt, seine Frau Nina und die gemeinsame Tochter Sophie durch einen Flugzeugabsturz. Erst vergräbt er sich in den Schmerz, dann beginnt er, sich online nach Frauen umzusehen, trifft Frauen, fickt, trinkt und kifft. Alles richtig schön juvenil.
Er landet schließlich bei der Prostituierten Heike, die Heer Kurznachrichten wie die folgende verfassen lässt: „pass auf dich auf, alpentiger. ich brauch dich. noch lange. deine highke!“ Und als Greg Heike bei der Arbeit zusieht, nennt er die Schwänze der Kunden „Kolben“ oder „Zaunpfahl“. Das mag vieles sein, nur Literatur ist es nicht. Und schon gar nicht „provokant“, wie der Bilgerverlag, in dem „Fucking Friends“ erschienen ist, behauptet.
Am Ende - man kommt sich mehr und mehr vor wie in einem „Sat.1-Film mit einer Weltpremiere“ - ist Greg HIV positiv, und die Kirgisin, mit der er während einer seiner Bergzüge Sex hatte, hat seine Tochter zur Welt gebracht. Es geht also irgendwie weiter, will das dem Leser wohl sagen. Nur hat es dieser schwerlich bis hierher geschafft, in diesem bemühten und schlecht geschriebenen Roman. Und wieder einmal bleibt zu sagen: Bergsteiger, bleib bei deinen Bergen.
Literaturangabe:
ROLAND HEER: Fucking Friends. Bilgerverlag, Zürich 2010. 390 S., 26 €.