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Zwischen Spannung und Nervenkitzel

Neue Bücher über vergangene Zeiten, aktuelle Probleme und zukünftige Themen

© Die Berliner Literaturkritik, 16.02.10

Die Klimaexperten an Bord des Forschungsschiffes RSS James Clark Ross in der Antarktis sind ratlos. Ein Lichtball taucht über ihnen auf. Er glüht und pulsiert. Die Forscher sind bestürzt. Erleben sie eine Halluzination? Oder ist das ganze nur eine Luftspiegelung? Die ehrgeizige TV-Journalistin Grace ist entschlossen, dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Da kommt ein geheimnisvoller Anruf. Er führt sie zu einem Kloster in der Wüste Sinai. Dort malt ein mysteriöser Mönch wie in Trance schon seit vielen Monaten genau diese Zeichen an die Wände einer Höhle. Als der Lichtball auch am Nordpol auftaucht, bricht Panik aus. Raymond Khoury ist mit seinem Thriller „Menetekel“ ein Werk gelungen, das an den Erfolg seines ersten Romans „Scriptum“ anschließen könnte, das immerhin Monate lang in Deutschland auf Platz eins der Bestsellerliste stand

In den Karpaten steht die Welt seit dem 6. November 1957 Kopf. Während der russische Sputnik im All piept, erhält der 15-jährige Pavel Botev von seiner Lehrerin den Auftrag, den neuen Parteisekretär „in die Hölle“ zu schicken. Kurz danach ist seine Lehrerin plötzlich verschwunden. Rolf Bauerdick erzählt in seinem Erstlingsroman „Wie die Madonna auf den Mond kam“ von dem aberwitzigen Geschehen in dem kleinen Bergdorf Baia. Pavels Kampf gegen skrupellose Mächte wird zum Kampf um die eigene Freiheit. Tragisch und komisch ist Bauerdicks Werk, in dem der greise Dorfpfarrer mit durchschnittener Kehle gefunden und die Madonna aus der Kapelle auf dem Mondberg geraubt wird. Drei Jahrzehnte später, als der real existierende Sozialismus im Schwarzen Loch der Geschichte verschwindet, findet Pavel darauf eine Antwort. Rolf Bauerdick, Jahrgang 1957, ist durch seine Bildreportagen bekanntgeworden. Seine überbordende Lust am Erzählen machen den Roman lesenswert.

Seit zehn Jahren schreibt ein Unbekannter verstörende Briefe an die Norfolk Police. Seit genau zehn Jahren ist auch die fünfjährige Lucy Downey verschwunden. Inspektor Harry Nelson von der Norfolk Police steht vor einer kaum lösbaren Aufgabe. Es passt vieles nicht zusammen, es scheint alles mehr als verworren. Die Autorin Elly Griffiths arbeitet in ihren Roman „Totenpfad“ Mythen und Legenden in eine spannende Kriminalstory ein: An einem nebligen Herbsttag werden in den Salzwiesen nahe der Küste Mädchenknochen gefunden. Die Archäologin Ruth Galloway sieht auf den ersten Blick, der Fund stammt aus vorgeschichtlicher Zeit. Die Faserreste am Handgelenk der Leiche sind mindestens 2000 Jahre alt. Damals opferte man Menschen dort, wo Land und Wasser aufeinandertreffen. Lucy fühlt sich an die vermisste Lucy erinnert, umso mehr, als bald ein weiteres Mädchen verschwindet. Ruth ahnt, dass sie dem Täter näher ist, als sie zunächst geglaubt hat

Feuerwehrleute löschen nicht mehr. Mit Kerosin fachen sie vielmehr Feuer an, um Bücher zu verbrennen. In der Zukunft, die der amerikanische Autor Ray Bradbury für seinen Roman „Fahrenheit 451“ erdachte, memoriert schließlich nur noch eine kleine Dissidentengruppe immer wieder ihre Lieblingsbücher, um sie irgendwann einer besseren Nachwelt weitergeben zu können. Dieser Zukunftsschocker aus dem Jahr 1953 hat der Eichborn-Verlag jetzt als Comic neu herausgebracht. Tim Hamilton schuf knallige Bilder, auf denen Schwarz, Gelb und Feuerrot vorherrschen. Eine interessante Hommage an Bradbury, der am 22. August 90 Jahre alt wird. Dem Leser allerdings drängt sich eine Frage auf: Wie memoriert man einen Comic, um ihn gegebenenfalls für die Nachwelt zu erhalten? (dpa/sch)

Literaturangabe:

KHOURY, RAYMOND: Menetekel. Rowohlt Verlag, Reinbek 2010. 639 S., 19,95 €.

BAUERDICK, ROLF: Wie die Madonna auf den Mond kam. Deutsche Verlags Anstalt, München 2009. 528 S., 22,95 €.

GRIFFITH, ELLY: Totenpfad. Verlag Rowohlt, Reinbek 2009. 316 S., 19,90 €.

BRADBURY, RAY: Fahrenheit 451. Graphic Novel. Eichborn Verlag, Frankfurtam Main 2010. 160 S., 22,95 €.


Weblink:

Rowohlt Verlag

Eichborn Verlag

Deutsche Verlagsanstalt

 


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