Von Nadia Ounis
Ein Schauspieler darf nicht er selbst sein, wenn er seine Rolle überzeugend darstellen will. So kann es vorkommen, dass er schließlich seine eigene Identität verliert und nicht mehr weiß, wer er wirklich ist.
Antoine ist Schauspieler. Doch er sucht nicht nur die ideale Rolle in einem Film, sondern auch die in seinem Leben: als Schauspieler, zwischen Stars und Normalos, und als Mensch mit französisch-concordinischer Herkunft, zwischen Schwarz und Weiß.
„Meine Rollen sind so, wie sie sind. Sie geben mir das Gefühl, dass ich nicht ausgeschlossen bin, dass ich frei bin und mein Leben daher lebenswert ist.“ „Warum kann man nicht einfach man selbst sein und sich so gelten und lieben lassen, wie man ist?“ Im Laufe des Romans merkt man, dass der Protagonist und Ich-Erzähler immer mehr das Gleichgewicht verliert. Er wirkt unsicher und verloren, nachdem er sich am Anfang so selbstsicher und gleichgültig dargestellt hat. Er weiß nicht mehr, was er will, noch wohin er will, irrt nur noch durch die Geschichte und hofft auf Anerkennung von der Prominenz in der Pariser Gesellschaft oder von dem Familienteil des fiktiven Inselstaats der Concordinen, die ihrem Eintracht symbolisierenden Namen ironischerweise nicht gerecht werden.
„Die Rolle meines Lebens“ ist der Versuch Fargues‘, uns klar zu machen, wie unaufrichtig und künstlich die Beziehungen zwischen den Menschen geworden sind. Die Unterschiede zwischen den Rassen, den Sprachen, den Kulturen, den Ländern und den einzelnen Individuen führen zu Intoleranz und Rassismus. Die Antwort des Autors darauf lautet: „Splitternackt ohne Haargel und Strom sind wir alle gleich.“
Nicolas Fargues‘ Nachricht ist eindeutig und verständlich für die, die es schaffen, das Buch zu Ende zu lesen, was einem manchmal schwer fällt wegen der seitenlangen endlosen Monologe und der zu komplizierten Art Antoines, immer alles haarklein zu analysieren. Zuerst macht eben das den Charme des Buches aus, doch irgendwann wird es zu viel: „Du denkst zu viel nach, Antoine“.
Diese Rezension ist in Zusammenarbeit mit Studenten des Romanischen Seminars der Uni Bayreuth entstanden. Außerdem danken wir dem Suhrkamp Verlag für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.
Literaturangabe:
FARGUES, NICOLAS: Die Rolle meines Lebens. Aus dem Französischen von Christian Kolb. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2009. 218 S., 17,90 €.
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