FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Karl Ove Knausgård ginge es in seinem neuen Roman „Alles hat seine Zeit“ um nichts geringeres als den Versuch, „die verborgene Signatur der Wirklichkeit“ zu ergründen, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“).
Alttestamentarische Gestalten treten in seinem Werk „in der Maskerade norwegischer Bauern des neunzehnten Jahrhunderts auf“, schreibt Rezensentin Andrea Neuhaus. Vom Paradies und der Vertreibung, von Kain und Abel, von Noahs Arche erzähle Knausgård, und insbesondere zeichne er die Spuren der Engel vom Beginn der Schöpfung bis in die Gegenwart nach. Die Engel verstricken sich in menschlichen Begierden und Leiden, verkörpern also den „Selbstverrat des Geistes, der dem Leben verfällt und dafür einen hohen Preis zu zahlen hat“, meint die Rezensentin. Einer der vielen Erzählstränge des farbenprächtigen Romans handle vom fiktiven Gelehrten Antinous Bellori, der 1584 ein Werk „Über die Natur der Engel“ verfasst, das zunächst wenig beachtet wird und erst 1859 wieder auftaucht. All das diene als „eine wirkmächtige Deutungsfolie, vor der der moderne, verzweifelt nach Sinn suchende Mensch“ auftauche. „Detailliert und elegant“ schreite der Roman durch die Vergangenheit bis in unsere eigene „entgötterte Zeit“.
Nach Meinung der Rezensentin hat Knausgård mit seiner „sperrigen Botschaft“ die aktuelle Religionsdebatte um „einen dunklen Ton“ bereichert und sich „endgültig in die Liga der großen Erzähler der Gegenwart hineingeschrieben“. Wenn selbst bei „so viel Gedankentiefe noch eine schwebende Leichtigkeit“ bewahrt werde, könne es sich nur um ein Meisterwerk handeln. (win/wip)
Literaturangaben:
KNAUSGÅRD, KARL OVE: Alles hat seine Zeit. Aus dem Norwegischen übersetzt von Paul Berf. Luchterhand Literaturverlag, München 2007. 640 S., gebunden, 21,95 €.
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