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Büchner-Preisträger Winkler: „Mein Thema ist die Sprache“

„Als ich den Anruf gekriegt habe, war ich ordentlich von den Socken“, sagte Winkler

© Die Berliner Literaturkritik, 17.06.08

 

DARMSTADT / KLAGENFURT (BLK) – Der im österreichischen Klagenfurt lebende Schriftsteller Josef Winkler (55) hat am Dienstag (17. Juni 2008) den diesjährigen Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung zuerkannt bekommen. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa äußerte sich der Autor zur Preisverleihung und erläuterte, dass seine Arbeiten keine „Mitteilungsliteratur“ seien. Ihn interessierten vor allem Form, Stil und Klang.

Hatten Sie damit gerechnet, mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet zu werden?

Winkler: „Nein, niemals. In solchen Kategorien fantasiere ich nicht. Ich bin immer froh, wenn ein neues Buch von mir erscheint. Das ist für mich das Wichtigste, und wenn sich dann noch etwas Schönes ergibt wie gerade der Büchner-Preis, ist das wirklich eine Krönung, mit der ich niemals gerechnet habe. Als ich den Anruf gekriegt habe, war ich ordentlich von den Socken, das heißt, ich schwebte und war nicht mehr so richtig am Boden. Ich bin sehr glücklich.“

Wie würden Sie Ihren literarischen Stil beschreiben?

Winkler: „Mein Thema ist vor allem die Sprache, die Form, der Stil und der Klang. Mich interessiert keine Mitteilungsliteratur, das ist nur das Fundament, das Material, um etwas daraus zu machen. Mein letztes Buch ‚Roppongi’ habe ich zum Schluss zehnmal nur noch auf den Klang hin durchgelesen. Mir ist wichtig, dass die Sätze singen. Die Sätze sind erst fertig, wenn sie singen und einen schönen Ton haben.“

Dennoch spielt ihre Kindheit in einem kleinen Dorf eine wichtige Rolle in ihrem Werk?

Winkler: „Ich bin in einem katholischen Dorf aufgewachsen, und die Kindheit und Jugend sind für jeden Schriftsteller etwas ganz Einprägendes. Den Glauben hat mir die katholische Kirche in meiner Kindheit endgültig ausgetrieben, indem sie mir unendlich Angst gemacht und die Unterwerfung gefordert hat. Das hat bei mir nicht funktioniert, die haben mich nicht geschnappt. Den Kirchturm hat man mir nicht ins Herz treiben können, aber er hat mich schwerstens gestreift, und da ist man beschädigt bis ans Lebensende.“

(Interview: Harald Schmidt, dpa/wip)


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