HAMBURG (BLK) – Die neu editierte Veröffentlichung des Erzählbandes „Gewöhnliche Leute“ von Werner Bräunig könne als ein wichtiges Zeugnis der Literatur des ,sozialistischen Realismus’ angesehen werden, berichtet „Die Zeit“.
Die einzelnen Texte seien keinesfalls nur Lobpreisungen des Systems der DDR, sondern spiegeln vielmehr die Ansichten eines „bildungsbeflissenen Humanisten“ wieder, schreibt die Rezensentin Evelyn Finger. Bräunigs Glaube an die Gerechtigkeit im Sozialismus sei weder durch die Indizierung einiger seiner Werke noch durch die latente „demagogische Kritik“ der DDR-Kulturbeauftragten erschüttert worden. Der „rechtschaffene Linke“ habe zwar letzten Endes dem Druck der Zensoren nachgegeben, doch vom humanistischen Gedankengut habe er sich zeitlebens nicht abgewendet. Die Erzählungen des schmalen Bandes seien allesamt durch das Talent des Autors, „Momentaufnahmen“ in „Charakterstudien“ und letztere wiederum in „Kollektivpsychogramme“, welche schließlich zur „Gesellschaftskritik“ werden, verwandeln zu können, gekennzeichnet.
Die Stärke der Arbeiter-Geschichten Bräunigs liege in der vermeintlichen Einfachheit des Stils, wobei der Autor es verstehe, die Alltäglichkeit des Arbeiterlebens auf eine metaphysische Ebene zu transferieren und so scheinbar „lapidaren Szenen überzeitliche Geltung“ verleihe, meint Finger. (mik/tan)
Literaturangaben:
BRÄUNIG, WERNER: Gewöhnliche Leute. Erzählungen. Herausgegeben von Angela Drescher. Aufbau Verlag, Berlin 2008. 300 S., 19,95 €.
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