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„Happy Harry“ à la Hollywood

Potters letzter Auftritt

© Die Berliner Literaturkritik, 26.10.07

 

Von Annette Reuther

LONDON (BLK) –Was wurde nicht alles spekuliert, gemunkelt und befürchtet. Tote wird es geben, viele Tote, Schlachten und Abgründe. Doch Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling hat sich für den siebten und letzten Band der Saga etwas anderes ausgedacht. „Alles war gut“ – mit diesen Worten verabschiedet sich die britische Autorin nach zehn Potter-Jahren von ihren Millionen Fans weltweit.

Doch zuvor geht es in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ noch einmal ordentlich zur Sache. Es ist der finale Kampf, das letzte Gefecht zwischen Gut und Böse, Liebe und Hass, Leben und Tod. Die Zeiten des unbeschwerten Zauberspaßes für Potter und seine Freunde sind vorbei. „Ich muss es sein, der Harry Potter tötet, und ich soll es sein“, ruft Lord Voldemort, Harrys ärgster Widersacher, den Lesern gleich zu Beginn wieder ins Bewusstsein.

Statt fröhlich auf Besenstielen durch die Luft zu reiten und im Zauberinternat Hogwarts dem Schülerleben zu frönen, schleicht Harry diesmal in schwieriger Mission auf weniger kinderfreundlichen Orten wie Friedhöfen herum. „Der letzte Feind, der zerstört werden muss, ist der Tod“, liest der erschütterte Zauberknabe auf dem Grab seiner Eltern und fortan lässt ihn der Tod nicht mehr los. Kein Wunder, sterben doch um ihn herum zahlreiche Charaktere, schon auf den ersten Seiten muss eine von seinen kleinen Begleiterinnen daran glauben – auch wenn es eine tierische ist.

Doch viel Zeit, Tränen zu vergießen, bleibt nicht bei all der Aufregung, die Rowling so wunderbar aufzubauen versteht: Hastig verschlingt der Leser Seite um Seite, bis er endlich in der Mitte des Wälzers die Bedeutung der rätselhaften „Heiligtümer des Todes“ aufdeckt: Reliquien der Toten, die ihren Besitzer zum „Meister des Todes“ machen. Der bebrillte Supermagier fühlt darauf einen immer unwiderstehlicheren Drang zum Bösen, zur Supermacht. Selbst der unfehlbare Zaubermeister Dumbledore entpuppt sich als einer, der auch schon mit den dunklen Mächten geliebäugelt hat. Rowling gelingt es damit, ihren Figuren eine spannende Zwiespältigkeit zu geben.

Die Fabelwelt verwandelt sich zunehmend in das Reich des bösen Lords, der Rassenreinheit predigt und so genannte Schlammblütler verabscheut. Die „Meldebehörde für Muggle-Geborene“, also für nicht reinrassige Zauberer, mag als Parallele zum Nazi-Regime in einem vor allem für Kinder gedachten Buch zwar abwegig erscheinen. Doch erinnern die Blutprüfungen des von den Bösen unterwanderten Zauberei-Ministeriums stark an schreckliche Geschehnisse in der realen Welt.

Wegen all dieser Widrigkeiten hat Harry nicht viel Zeit für sein Privatleben, zum Ärger von Lesern, die auf ein aufregendes Sexleben des Magiers gehofft hatten und sich nun mit Kussszenen zufrieden geben müssen. „Also ganz ehrlich. Ich habe ausreichend Ärger für mein ganzes Leben gehabt“, sagt Harry in den letzten Zeilen, als er sich auf den Weg in ein ruhigeres Leben macht.

Für alle Nicht-„Potterologen“ ist der neue Band sicher nicht der beste Zeitpunkt einzusteigen. Zu sehr sind Charaktere und Erzählstränge mit den sechs vorherigen Bänden verknüpft. Im siebten und letzten Teil findet nun alles seine Auflösung. Rowling zaubert auch in den letzten Kapiteln noch Überraschungen aus dem Hut und manche Figuren entwickeln sich in eine unerwartete Richtung. Schließlich laufen die Erzählebenen in einem etwas kitischigen Ausblick auf eine glückliche Zukunft zusammen.

Selbst wenn die einen – ob des Happy Ends „Buh“ und „langweilig“ schreien – es ist ein angemessenes Ende für das Buch. Wie hätte Rowling auch einen Held, mit dem Millionen von Kindern groß geworden sind, am Ende sterben lassen können?

Literaturangaben:
ROWLING, JOANNE K.: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Harry Potter Band 7. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2007. 768 S., 24,90 €.

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