ZÜRICH (BLK) – Rick Moody versuche, mit seinen Stories ein Gegenstück zu Popsongs zu schaffen: Sie vermittelten das Gefühl, das Leben sei durch sie verändert, hatte Moody der „New York Times“ erklärt. Der entscheidende Unterschied, findet jedoch Michael Schmitt in der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“), sei die Länge. Mit je 50 bis 100 Seiten seien die Erzählungen doch zu „weitschweifig“.
Drei Erzählungen enthält Moodys Sammelband: „Omega Force“, „K & K“ und „Die Albertine-Notizen“. Sie handeln von Verschwörungstheorien, „der Mittelschichten-Tristesse“ und dem „Gefühl der neuen Verwundbarkeit Amerikas“. So versuche beispielsweise ein ehemaliger Regierungsbeamter, seine „in Alkohol konservierten Hirnwindungen“ nutzend, eine Verschwörung gegen die USA aufzudecken, während in einer anderen Erzählung eine „kleine Büroangestellte“ Drohungen gegen Ihre Firma nachgeht, berichtet der Rezensent. Die dritte Erzählung ließe einen Journalisten zu Wort kommen, welcher den „Boom einer Erinnerungsdroge“ nach einem Bombenanschlag auf Manhattan nachzeichnen will. Hinter allen drei Geschichten finde der Leser „individuelle und gesellschaftlich symptomatische Nöte“, wobei Moody „kräftig auszuteilen“ vermag.
Zwar gebe es in den Erzählungen „viele amüsante Details“, doch bei all der Paranoia und Verschwörungstheorie schlichen sich „zusätzlich ein paar Längen ein“, kritisiert der Rezensent. Die Erzählungen verlören sich in Einzelheiten, vermittelten ihre „Dringlichkeit“ nicht mehr und fielen somit „ihrem eigenen Thema zum Opfer“. Die „Wege zur Pointe“ seien „ein bisschen lang und mühsam“. Auch Phantasie und satirische Bissigkeit verhinderten nicht „eine gewisse Ermüdung des Lesers“. Moodys Erzählungen in „Paranoia“ wirkten „wie Gelegenheitsarbeiten“, bemängelt Schmitt. (mir/wip)
Literaturangaben:
MOODY, RICK: Paranoia. Novellas. Übersetzt aus dem Amerikanischen von Ingo Herzke. Piper Verlag, München 2008. 256 S., 18 €.
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