BERLIN (BLK) -- Die "Süddeutsche Zeitung" befasst sich in ihrer heutigen Ausgabe mit drei Büchern des "Requiem"-Projekts, das römische Papst- und Kardinalsgräber untersucht. Die Bücher gäben höchst unterhaltend Antworten auf Fragen von Tod, Macht und Kunst. Ein weiteres besprochenes Werk in der "SZ" ist ein Band, das sich mit der Geschichte der Nacktheit im 20. Jahrhundert beschäftigt. Es komme zwar die Untersuchung der politischen Dimension des Nacktseins etwas zu kurz, werde aber keineswegs gänzlich unterschlagen. Die "Neue Zürcher Zeitung" stellt zwei Bücher des Philosophen Jürgen Habermas vor. Zum einen den zehnten Teil der "Kleinen Politischen Schriften", das ihn als Kritiker der US-Regierung ausweise, ohne in Antiamerikanismus zu verfallen. Zum anderen im Gespräch mit Jacques Derrida, in dem die Verrechtlichung der internationalen Beziehungen untersucht werde.
"Süddeutsche Zeitung"
Seit drei Jahren würden in dem von der Fritz Thyssen Stiftung geförderten Forschungsprojekt "Requiem" die römischen Papst- und Kardinalsgräber der Frühen Neuzeit unter der Leitung von Horst Bredekamp und Volker Reinhardt aufgenommen, katalogisiert und untersucht, so die "SZ". Dabei gehe es um kunsthistorische Grundsatzfragen. Erste Ergebnisse der Forschungen dieses Projekts liegen nun in drei Büchern vor, die von den Leitern und Mitarbeitern des "Requiem"-Projekts herausgegeben und teilweise auch erarbeitet worden seien. In den Bänden dechiffrierten sie zusammen mit einer Reihe zusätzlich gewonnener Autoren die Formensprache der beeindruckenden Monumente aus Renaissance und Barock und versuchten, ihre Entstehungsgeschichte zu erschließen. Die vorgelegten Ergebnisse eröffneten unterschiedliche Perspektiven auf scheinbar einfache Fragen und würden höchst unterhaltend Antworten auf die Zusammenhänge von Tod, Macht und Kunst geben.
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In keinem anderen Zeitalter der europäischen Kulturgeschichte habe sich das Verhältnis der Gesellschaft zur menschlichen Nacktheit so grundlegend verändert wie im 20. Jahrhundert. Was um 1900 undenkbar gewesen sei und sofort Zensur und Polizei hätte einschreiten lassen, rege heute niemanden mehr auf, weil es selbstverständlich geworden sei – von den Titelblättern der Magazine bis zur gemeinsamen Nacktheit von Frauen und Männern in der Sauna oder am Strand. Manfred Scheuch habe das Thema aufgegriffen und reich bebildert. Aufgrund des ausführlich vorgetragenen, umfangreichen Quellenmaterials komme die Aufarbeitung der politischen Dimension etwas zu kurz, werde aber keineswegs unterschlagen, wie die "SZ" berichtet.
"Neue Zürcher Zeitung"
Die "NZZ" stellt zweimal Jürgen Habermas vor: einmal in seiner Schrift "Der gespaltene Westen", zum anderen im Gespräch mit Jacques Derrida in "Philosophie in Zeiten des Terrors". Das erste Buch, das der inzwischen zehnte Band von Habermas "Kleinen politischen Schriften" ist, weise den Philosophen als Kritiker der gegenwärtigen US-Regierung aus, ohne in Antiamerikanismus zu verfallen. Im zweiten Buch werde die Geschichte der Verrechtlichung der internationalen Beziehungen untersucht und ihr Ursprung in der Theorie Immanuel Kants geortet, der vor zweihundert Jahren das Recht der Staaten zum Weltbürgerrecht transformiert habe, das allen Individuen gleichermaßen zukomme. (dum/lep/gün)
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Literaturangaben:
BREDEKAMP, HORST; REINHARDT, VOLKER (Hrsg. in Zusammenarbeit mit Arne Karsten und Philipp Zitzlsperger): Totenkult und Wille zur Macht. Die unruhigen Ruhestätten der Päpste in St. Peter. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004. 255 S., 49,90 €.
HABERMAS, JÜRGEN / DERRIDA, JACQUES: Philosophie in Zeiten des Terrors. Zwei Gespräche, geführt, eingeleitet und kommentiert von Giovanna Borradori. Aus dem Englischen und Französischen von Ulrich Müller-Schöll. Philo-Verlag, Berlin 2004. 256 S., 24 €.
HABERMAS, JÜRGEN: Der gespaltene Westen (Kleine Politische Schriften X). Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004. 194 S., 10 €.
KARSTEN, ARNE (Hrsg.): Jagd nach dem roten Hut. Kardinalskarrieren im barocken Rom. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004. 304 S., 24,90 €.
KARSTEN, ARNE; ZITZLSPERGER, PHILIPP (Hrsg.): Tod und Verklärung. Grabmalskultur in der Frühen Neuzeit. Böhlau Verlag, Köln 2004. 312 S., 39,90 €.
SCHEUCH, MANFRED: Nackt. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2004. 288 S., 39,90 €.
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