MÜNCHEN (BLK) – Der Rezensent Jörg Drews stellt in der „Süddeutschen Zeitung“ den Gedichtband „Der Kuss“ von Günter Herburger vor. Der Lyriker dichte in seinem neuen Buch über den Zustand einer Welt, auf die sich die meisten „wahrhaft keinen Vers mehr“ machen könnten, meint der Rezensent.
Mit unpathetischer Selbstverständlichkeit spreche der Autor in seinen Gedichten über die Schlechtigkeit der Welt, schildert Drews. Nichts sei oder ende versöhnlich. Dazu habe Herburger einen spezifischen Ton geschaffen: „grimmige Ratlosigkeit“, ohne Weinerlichkeit, Mitleid oder Selbstmitleid. Er gehe kurz und beunruhigend von „verstörenden Anekdoten und freakigen Katastrophen“ aus und schreibe daraus „prosaische“ Gedichte in „beängstigend losgelassen“ freien Versen. Heiterkeit und Nettigkeit suche man vergebens, finde hingegen Gedichte über Kuhherden auf „zerstörerischen Wanderungen“ und Tiger, die die Welt in Stücke reißen.
Vereinzelt gebe es „Aufschwünge ins Feierliche“, berichtet der Rezensent. Doch seien dies nicht Herburgers Stärken. „Agile, unirritierbare Unbarmherzigkeit“ stünden ihm besser. Seine „unheimlichen Genrebilder“ seien jedenfalls ernster zu nehmen als „jedes gepflegte lyrische Gesäusel“. (mir/vol)
Literaturangaben:
HERBURGER, GÜNTER: Der Kuss. Gedichte. A1 Verlag, München 2008. 112 S., 16,49 €.
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