MÜNCHEN (BLK) – Die Süddeutsche Zeitung („SZ“) rezensiert Russell H. Greenans phantastischen Roman „In Boston?“. Es handle sich um ein so verspieltes und abschweifendes Buch voll phantastischer Einfälle, dass sich sein beschaulicher Schauplatz Boston geradezu irreal dagegen abhebe, schreibt Rezensent Kai Wiegandt.
Die Handlung des Romans sei in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts angesiedelt, der Protagonist, der Maler Alfred Omega, sei jedoch das Abbild eines Renaissancekünstlers. Wer wissen wolle, wie plastisch sich ein Gemälde mit Worten malen lasse, der lese die Beschreibung von Omegas Meisterwerk, das den Titel „Die Geburt des Todes“ trage. Die Textstelle sei von Pociao bestens übersetzt. Greenans Figurenkonzeption vereine insgesamt betrachtet Psychologie und Allegorie, und dies passe zur Geschichte, die Doppeldeutigkeit aufweist, meint Wiegandt. Der Roman sei unter anderem eine Faust-Parodie, deren Komik und Düsternis immer verwirrender wird, während die Arglosigkeit und das Einnehmende der Erzählerstimme in immer größerem Widerspruch zu den Ereignissen stünden.
Der 1969 in den USA erschienene Roman wurde von den amerikanischen Kritikern euphorisch begrüßt, der Autor sei dann aber sehr zu Unrecht in Vergessenheit geraten, wovon sich möglichst viele Leser selbst überzeugen mögen, wünscht sich Wiegandt. (fri/wip)
Literaturangaben:
GREENAN, RUSSELL H.: In Boston? Roman. Übersetzt aus dem Englischen von Pociao. Mit einem Nachwort von Jonathan Lethem. SchirmerGraf Verlag, München 2007. 379 S., 22,80 €.
Verlag