© Die Berliner Literaturkritik
Mittwoch, 15. Oktober
Buchhandlung Hugendubel Lesung. Ralf König – „Prototyp“. „Zwei Akteure: Adam und die gehörnte Schlange, dazu eine gesichtslose Stimme von oben, die Fraktur redet. Und dann, nun ja, Eva und die Folgen. Die sind bekannt, wie die Geschichte selbst. Aber wie Ralf König über Sünde, Willensfreiheit, Trieb, Erkenntnis und all das philosophiert, wie lachmuskelstrapazierend und mit welch nadelspitzem Witz – das muss man gesehen, gelesen, wieder und wieder gelesen und im Herzen gewogen haben.“ (Rowohlt) 17.30 Uhr. Steinweg 12, 60313 Frankfurt am Main.
Frankfurter Presse Club Lesung. Güner Balci – „Arabboy. Eine Jugend in Deutschland oder Das kurze Leben des Rashid A.“. „Rashid, Sohn einer libanesisch-palästinensischen Familie, ist weder Deutscher noch Libanese oder Palästinenser, er ist ein ‚Arabboy’, so nennt er sich in den einschlägigen Chaträumen, die er und seine Kumpel mit selbstgemachten Gewalt-Clips versorgen. Sie gehorchen dem Gesetz der Straße, auf der sich jeder sein Recht nehmen muss. Wer das nicht kann, wird zum ‚Opfer’ - er ist dem Lebenskampf nicht gewachsen. Mit Hilfe von Aabid, der es vom Flüchtlingsjungen zum ‚Mega-Checker’ im Rotlichtmilieu gebracht hat, macht Rashid kriminelle Karriere, bis er durch seine Drogensucht die Kontrolle über sein Leben verliert. Ihn rettet seine Verhaftung. Im Gefängnis wartet er auf seine Abschiebung – und Deutschland, das so verhasste Land, wird für ihn zum Inbegriff aller Sehnsüchte.“ (S. Fischer) 19 Uhr. Saalgasse 30, 60311 Frankfurt am Main.
Zentralbibliothek Lesung & Musik. Pinar Kür – „Mordsfakultät“. „Eine ägäische Kleinstadt im Herbst: die wohlige Wärme und der Blick auf das Meer verleiten zum Träumen und zu tiefschlürfende Gedanken über die antiken Kulturen, die in dieser Gegend früher heimisch waren. Der emeritierte Mathematikprofessor, Emin Köklü, genießt in dieser betörenden Atmosphäre sein Leben, bis ihn plötzlich zwei Menschen aus seinem Phlegma reißen: der Kommissar im Ruhestand vom Istanbuler Morddezernat, Haydar Bilir, und eine aparte Frau namens Narin, die kürzlich erst in sein Leben getreten ist. Drei Morde an einer Privatuniversität in Istanbul, über die die Zeitungen berichten, erregen die Aufmerksamkeit Haydar Bilirs, der mit dem Professor – ganz wie in alten Tagen – die Fälle wie ein Rätsel lösen möchte. Doch aus der spielerisch begonnenen Ermittlung wird schmerzlicher Ernst, als es sich herausstellt, dass das dritte Mordopfer die Nichte Narins war: eine junge Assistentin an der Literaturfakultät. Die aufkeimende Liebe zu Narin siegt über die angeborene Trägheit und so macht sich Emin Köklü zusammen mit ihr und dem ehemaligen Kommissar Haydar Bilir nach Istanbul auf, um doch noch persönlich den Mörder zu fassen.“ (Literaturca) Außerdem liest Murat Gülsoy aus „Stehlen Sie dieses Buch!“. Auf Türkisch mit deutschen Textpassagen. Musik: Reºat Özerdem am Klavier. Eintritt frei. 19.30 Uhr. Hasengasse 4, 60313 Frankfurt am Main.
Literaturhaus Lesung. Nedim Gürsel – „Sieben Derwische“. „Nedim Gürsel hat ein schmales Buch über sieben große Figuren des Sufismus geschrieben. Er hat Anatolien durchstreift auf den Spuren von Rumi (Konya), Haci Bektas (inneres Anatolien), Abdal Musa (Taurusgebirge), Kaygusuz Abdal (Alanya), Merkez Efendi (Manisa), Geyikli Baba und Emir Sultan (Bursa), um von dem legendären Leben der Derwische zu berichten, von den Landschaften und der Geschichte, die ihr Denken beeinflusst haben. Der anatolische Sufismus zeigt das Bild eines toleranten und offenen Islam.“ (Insel) Moderation: Feyza Hepçilingirler. Eintritt frei. 20 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main.
Frankfurter Kunstverein Lesung & Musik. Thomas Meinecke – „Jungfrau“. „Lässt sich erotische Annäherung auch im Sinn einer Asymptote vollziehen? Lothar erforscht das gemeinsame Werk des Theologen Hans Urs von Balthasar und seiner legendären Amica, der Ärztin und Mystikerin Adrienne von Speyr. Er glaubt sich einem unglaublichen Liebesdrama auf der Spur. Und Lothar selbst, ein von den Theaterwissenschaften zur katholischen Theologie sowie zu sexueller Enthaltsamkeit konvertierter Student, gerät zunehmend in Gewissenskonflikte mit seiner hoch und heilig gelobten Haltung: Das Charisma der Klavierspielerin Mary Lou stellt ihn vor Versuchung und Versagung.“ (Suhrkamp) Musik: der Autor legt Platten von Jutta Hipp und Mary Lou Williams auf. 20 Uhr. Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44, 60311 Frankfurt am Main.
Polizeipräsidium Lesung. Hülya Özkan – „In deiner Hand“. „Seit Jahren sucht Ariane Albayrak ihren Sohn, der vom Vater in die Türkei verschleppt wurde. Die deutschen Behörden können nicht helfen. In ihrer Verzweiflung reist Ariane nach Istanbul, entschlossen, ihr Kind auch gegen das Gesetz zu befreien. Währenddessen ermittelt Kommissar Özakin in dem Mordfall eines Wachmanns, der bei einem Banküberfall erschossen wurde. Unter den Verdächtigen taucht der Name Deha Albayrak auf. Als Özakin begreift, um wen es sich dabei handelt, setzt er alles daran, Deha vor Ariane zu finden.“ (Diana Verlag) 20 Uhr. Adickesallee 70, 60322 Frankfurt am Main.
Hauptbahnhof Lesung. „Türkische Stunden“. Mit Aysel Özakin. 17 Uhr. Stuttgarter Straße 11, 60329 Frankfurt am Main.
Zentralbibliothek Lesung & Musik. Cemil Kavukçu – „Gamba“. „Am Mittelmeer eine Fahrradtour ohne die Ehefrauen zu unternehmen - das ist ein Traum, den sich vier Männer erfüllen. Sie starten in der Nähe von Antalya und wollen nach Bodrum radeln. Ein letztes Refugium der Freiheit, die Natur, lockt und um dem Alltag zu entfliehen braucht man als Mann auch heute noch ungewohnte Abenteuer! Also auf, der Sonne nach!“ (Literaturca) Außerdem liest Ayla Kutlu. Auf Türkisch mit deutschen Textpassagen. Musik: Reºat Özerdem am Klavier. Eintritt frei. 19.30 Uhr. Hasengasse 4, 60313 Frankfurt am Main.
Freitag, 17. Oktober
Zentralbibliothek Lesung. „Historie und Philosophie“. Es lesen Yavuz Bahadýroglu und Nalan Barbarosoglu. Eintritt frei. 19.30 Uhr. Hasengasse 4, 60313 Frankfurt am Main.
Stadtbibliothek Rödelheim Lesung. „Aziz Nesin – Satiren, Memoiren und Gedichte“. Es lesen Ursula Illert und Jochen Nix. Eintritt frei. 19.30 Uhr. Radilostraße 17-19, 60489 Frankfurt am Main.
Hessisches Literaturbüro im Mousonturm Lesung & Gespräch. „Die Schatten der Diktatur“. Es lesen und sprechen die Autoren György Dragomán und László Földényi. Deutsche Textpassagen: Walter Jauernich. Moderation: Wolfgang Klotz. 6 / 3 €. 20 Uhr. Waldschmidtstraße 4, 60316 Frankfurt am Main.
schauspielfrankfurt Lesung. Orhan Pamuk – „Das Museum der Unschuld“. „Kemal, ein junger Mann aus der Oberschicht Istanbuls, verfällt der Liebe zu einer armen Verwandten – der blutjungen, naiven und wunderschönen Füsun. Was als Affäre begonnen hat, wächst sich bald zu einer Obsession aus, doch das hindert Kemal nicht daran, die Beziehung mit seiner Verlobten fortzuführen. Nach dem rauschenden Verlobungsfest lässt sich die Geliebte nicht mehr blicken. Verzweifelt erkennt Kemal, dass er Füsun über alles liebt. Doch es ist zu spät.“ (Hanser Verlag) Übersetzung: Recai Hallaç. Moderation: Hubert Spiegel, „FAZ“. 14 / 12 €. 20 Uhr. Telefon: 069-21 23 70 00. Großes Haus, Neue Mainzer Straße 17, 60311 Frankfurt am Main.
Samstag, 18. Oktober
Zentralbibliothek Lesung & Gespräch. Daniel Alarcón – „Lost City Radio“. „In einem Land, Jahre nach dem Ende eines blutigen Bürgerkriegs, regiert das Vergessen. Die alten Sprachen sind verboten, die Ortsnamen durch Zahlen ersetzt und die Erinnerungen an die Besiegten ausradiert. Eine Frau jedoch, Norma, leistet mit ihrer unverwechselbaren Stimme subtilen Widerstand: Sie moderiert die Radiosendung Lost City Radio, in der die Zuhörer nach ihren Vermissten suchen können. Eines Tages taucht im Sender ein Junge aus einem Dschungeldorf auf, Victor, mit einer Liste von Verschollenen und Toten, auf der auch der Name von Normas verschwundenem Mann Rey steht. Norma beginnt, die Wahrheit zu suchen und die Bausteine ihrer Vergangenheit zusammenzusetzen. Was weiß sie von Rey? Wer war er? Ethnobotaniker oder Untergrundkämpfer oder beides?“ (Wagenbach) Eintritt frei. 12 Uhr. Hasengasse 4, 60313 Frankfurt am Main.
Hauptbahnhof Lesung. „Türkische Stunden“. Mit Aysel Gürmen und Melike Günyüz. 17 Uhr. Stuttgarter Straße 11, 60329 Frankfurt am Main.
Batschkapp Lesung. Kerstin Grether und Sandra Grether (Hrsg.) – „Madonna und wir. Bekenntnisse“. „Madonna gibt täglich neue Rätsel auf, und ist doch längst kein Mysterium mehr. Sie dient als gigantische Projektionsfläche für eine auf Wandel getrimmte Öffentlichkeit. Wie gelingt es der Kunstfigur Madonna, uns nun schon ein Vierteljahrhundert lang zu bezaubern und zu provozieren? Dieses Buch zeigt, dass noch lange nicht alles über Madonna gesagt wurde und keiner es so schön sagen kann wie die hier versammelten Autorinnen und Autoren. Sie begeistern und entgeistern; verknüpfen das Phänomen Madonna auf verblüffende Weise mit Themen wie: Amerika, Erwachsenwerden, Kunst, Pop-Feminismus, globaler Wettbewerb, Religion, Schönheitsindustrie und so weiter. Andere wiederum beschreiben Madonna als Soundtrack eines Lebensgefühls oder vertiefen sich in ihr Werk und das ihrer Vorbilder, Nachfolger und Gegenspieler – von Elvis bis Amy.“ (Suhrkamp) Es lesen Jörg Sundermeier, Jenni Zylka, Franz Witzel, Klaus Walter, Michael Girke, Dietmar Dath und Christina Mohr. 12 / 10 €. 18 Uhr. Maybachstraße 24, 60433 Frankfurt am Main.
Italienisches Kulturinstitut Lesung. Milena Agus – „Die Flügel meines Vaters“. „Ihre Nachbarn nennen sie ‚Madame’, weil sie alles Französische so liebt und davon träumt, einmal nach Paris zu reisen. Die Bewohner des kleinen Fleckens an der sardischen Küste wundern sich, dass Madame mit ihrem kleinen Hotel und dem Obst- und Gemüseanbau lieber arm bleibt, obwohl ihr die Bauherren der Touristendörfer lukrative Angebote für ihr traumhaftes Grundstück am Meer machen. Doch Madame ist zufrieden mit ihrem bescheidenen Leben in der sardischen Macchia, zufriedener jedenfalls als ihre Hotelgäste, denen sie mit etwas Magie das Leben zu verschönern versucht. Wenn nur der ständige Liebeskummer nicht wäre! Doch auch auf Madame wartet irgendwo das große Glück – davon ist ihre junge Freundin, die Erzählerin dieser Geschichte, überzeugt. Zur Not muss man der Glücksgöttin eben etwas nachhelfen …“ (Hoffmann und Campe) Moderation: Dr. Paola Barbon. 19 Uhr. Senckenberganlage 10-12, 60325 Frankfurt am Main.
Die Käs, Kabarett in der City Lesung. Asli Erdogan– „Die Stadt mit der roten Pelerine“. „Rio de Janeiro: Stadt des Karnevals, Meisterin im Spiel der Täuschungsmanöver, der Zufälle und der Maskerade. Özgür, eine introvertierte junge türkische Akademikerin, kann sich von der ebenso faszinierenden wie bedrohlichen Stadt nicht lösen, ja sie fühlt sich vielmehr angezogen von der scheinbar grenzenlosen Freiheit und der Lebensfreude der brasilianischen Metropole. Weit entfernt hat sich dabei die junge Frau von der traditionellen Frauenrolle, wie sie die türkische Gesellschaft vorsieht. Nicht wie eine Touristin führt Özgür den Leser durch die Labyrinthe dieser Großstadt, sondern wie eine Migrantin, die das zunächst Fremde als Vertrautes und Eigenes akzeptiert. Gleichzeitig ist die Stadt Impuls für ihr Schreiben und für die Schöpfung ihrer fiktiven Doppelgängerin Ö. – die beiden Erzählebenen, auf mannigfache Weise miteinander verflochten, spiegeln sich ineinander. Passagen, die aus einem Reiseführer stammen könnten, folgen surrealen Szenen, satirische Momente wechseln sich mit Zeitungsmeldungen ab. Die Reise in die Straßen Rio de Janeiros, immer begleitet von brasilianischen Rhythmen, führt mitten hinein in die Tiefen der Stadt mit ihren aufmüpfigen Favelas. Atemberaubend ist die nuancierte Feinzeichnung der Menschen, die in Liebe und Leid auf oftmals tödliche Weise miteinander verschmelzen.“ (Unionsverlag) Außerdem liest Hasan Ali Topas aus „Die Schattenlosen“. Auf Türkisch. Deutsche Textpassagen und Moderation: Recai Hallaç. 20 Uhr. Waldschmidtstraße 19, 60316 Frankfurt am Main.
Sonntag, 19. Oktober
Holzhausenschlösschen Lesung. Adolf Muschg – „Kinderhochzeit“. „Klaus Marbach und seine Frau, die Juristin Manon de Montmollin, haben sich in der Arbeit am sogenannten Bergier-Bericht über die Schweizer Neutralitätspolitik im Zweiten Weltkrieg kennen gelernt. Als sie sich trennen, setzt er seine Recherche im badischen Nieburg, im Herzen des Bühlerschen Aluminium-Imperiums, auf eigene Faust fort: ‚Das Böse in Nieburg, ich möchte wissen, wo es herkam und wie man ihm widersteht.’ Lange merkt Marbach nicht, dass er ausgezogen ist, das Fürchten zu lernen. Denn die Verstrickung der Kriegsgeneration und diejenige ihrer Nachkommen wird zu seiner eigenen. Es ist Imogen Selber-Weiland, die letzte der Bühler-Dynastie und Alleinerbin, die seine Nachforschungen protegiert und sich seiner Phantasie zunehmend bemächtigt. Bald gerät Marbach auch auf die Spur ihrer ehelichen Verbindung mit dem auf geheimnisvolle Weise abwesenden genialischen Schriftsteller Iring Selber.“ (Suhrkamp) 16 Uhr. Justinianstraße 5, 60322 Frankfurt am Main.
Hauptbahnhof Lesung. „Türkische Stunden“. Mit Levent Mete und Hakan Günday. 17 Uhr. Stuttgarter Straße 11, 60329 Frankfurt am Main.
Literaturhaus Lesung & Musik. Asli Erdogan– „Die Stadt mit der roten Pelerine“. „Rio de Janeiro: Stadt des Karnevals, Meisterin im Spiel der Täuschungsmanöver, der Zufälle und der Maskerade. Özgür, eine introvertierte junge türkische Akademikerin, kann sich von der ebenso faszinierenden wie bedrohlichen Stadt nicht lösen, ja sie fühlt sich vielmehr angezogen von der scheinbar grenzenlosen Freiheit und der Lebensfreude der brasilianischen Metropole. Weit entfernt hat sich dabei die junge Frau von der traditionellen Frauenrolle, wie sie die türkische Gesellschaft vorsieht. Nicht wie eine Touristin führt Özgür den Leser durch die Labyrinthe dieser Großstadt, sondern wie eine Migrantin, die das zunächst Fremde als Vertrautes und Eigenes akzeptiert. Gleichzeitig ist die Stadt Impuls für ihr Schreiben und für die Schöpfung ihrer fiktiven Doppelgängerin Ö. – die beiden Erzählebenen, auf mannigfache Weise miteinander verflochten, spiegeln sich ineinander. Passagen, die aus einem Reiseführer stammen könnten, folgen surrealen Szenen, satirische Momente wechseln sich mit Zeitungsmeldungen ab. Die Reise in die Straßen Rio de Janeiros, immer begleitet von brasilianischen Rhythmen, führt mitten hinein in die Tiefen der Stadt mit ihren aufmüpfigen Favelas. Atemberaubend ist die nuancierte Feinzeichnung der Menschen, die in Liebe und Leid auf oftmals tödliche Weise miteinander verschmelzen.“ (Unionsverlag) Musik: Udo Diegelmann am Schlagzeug und Christoph Dorner an der Flöte. Eintritt frei. 17 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main.
Literaturhaus Finissage & Diskussion. „Wurzeln und Stimmen“. Mit Elif Safak und Feridun Zaimoglu. Eintritt frei. 19 Uhr. Schöne Aussicht 2, 60311 Frankfurt am Main.(ang/muc)
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