FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Mit Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk an der Spitze wird sich die Türkei im Oktober als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse präsentieren. Mit rund 350 Autoren und 100 Verlagen will sich das in die EU strebende Land auf der weltgrößten Bücherschau und in anderen deutschen Städten in seiner gesamten kulturellen Vielfalt zeigen. Auch Autoren der kurdischen oder armenischen Minderheit sollen vertreten sein, kündigten die Organisatoren am Donnerstag (12. Juni 2008) in Frankfurt an. Erwartet wird auf der weltgrößten Bücherschau neben Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk zur Eröffnung auch der türkische Staatspräsident Abdullah Gül.
Mehrere hundert Künstler sollen vom 15. bis 19. Oktober einen Einblick in türkisches Theater, die Kunst und den Film geben. Neben rund 300 Lesungen und Diskussionen sind auch 40 wissenschaftliche Konferenzen zu kontroversen Themen geplant.
Der türkische Buchmessen-Koordinator Ahmet Ari wies auf den außerhalb seines Landes weitgehend unbekannten literarischen Reichtum hin. Man werde sich aber – als Land im Umbruch – auch der politischen Diskussion stellen. Die Türkei habe in den vergangenen Jahren große Fortschritte bei der Demokratisierung gemacht. Derzeit befinde sich kein einziger Autor wegen kritischen Äußerungen in Haft. Seit wenigen Tagen strahle das staatliche Fernsehen auch Programme in nicht-türkischen Sprachen aus.
Die Istanbuler Verlegerin Müge Sökmen forderte ihr Land auf, sich dazu zu bekennen, dass seine verwobene Geschichte ein Produkt vieler unterschiedlicher Kulturen sei. Im Verlag der linksliberalen Verlegerin, die den Auftritt der Türkei mitorganisiert, erscheinen junge türkische Schriftsteller wie die auch international bekannte Elif Shafak. Zur Buchmesse kommen nach den Worten Sökmens auch der bekannte jüdisch-türkische Autor Mario Levi sowie mehrere Schriftsteller, die der kurdischen und armenischen Minderheit zugerechnet werden.
Buchmessen-Chef Juergen Boos bezeichnete die Türkei als Brücke zwischen Asien und Europa. Er wies zugleich auf die über drei Millionen in Deutschland lebenden Türken hin. „Wir wünschen uns, dass Funken sprühen“, sagte Boos zu den Erwartungen an den Ehrengast. Die Buchmesse lädt seit über 30 Jahren ein Gastland ein. Im vergangenen Jahr war dies die katalanische Kultur, im kommenden Jahr kommt China.
Zur Buchmesse werden rund 220 türkische Titel – davon rund 70 in der Belletristik – ins Deutsche übersetzt. Seit 2005 fördert die Türkei Übersetzungen in andere Sprachen. In der Türkei gibt es 1700 Verlage. Der Umsatz der Branche liegt bei etwa 600 Millionen Euro. (dpa/wip)
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