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In der Haut eines Kindersoldaten – Fesselndes Debüt des Autors Iweala

Uzodinma Iweala verwebt geschickt die grausamen Kriegserlebnisse mit Erinnerungen an die glückliche Kindheit

© Die Berliner Literaturkritik, 11.02.08

 

Von Ingo Senft-Werner

ZÜRICH (BLK) – Krieg fasziniert und zerstört. Niemand kommt aus einem Kampf ohne Verwundungen zurück – kein Erwachsener und erst recht kein Kind. Der US-amerikanische Nachwuchsautor Uzodinma Iweala ist für seinen Roman „Du sollst eine Bestie sein“ („Beasts of No Nation“) in die Haut des afrikanischen Kindersoldaten Agu geschlüpft. Lakonisch erzählt der Junge aus dem Leben in der Rebellentruppe, wie er Dörfer niederbrennt, Menschen niedermetzelt, Frauen vergewaltigt. Killen wird zu seinem Lebensinhalt. Er tut es nicht gerne, aber er tut es ohne Mitleid.

Die Geschichte von Agu wiederholt sich seit Jahren in Afrika tausendfach. Als sein Dorf überfallen wird, befiehlt ihm der Vater zu fliehen. Doch der Junge läuft den Rebellen direkt in die Arme. Elternlos schließt er sich dem Trupp an, zählte doch das Kriegsspiel zu den schönsten Beschäftigungen seiner Kindheit. Und der Kommandant und seine Mannschaft sehen trotz ihrer abgerissenen Uniformen mächtig und stolz aus. Zudem hilft der Kommandant der Beitritts-Entscheidung mit Drohungen nach.

Doch schnell wird klar, dass Krieg kein Spiel ist. Die Truppe hungert, sie giert nach Essen, überfällt – mit Drogen gepuscht – Dörfer, schlägt und schießt im Blutrausch um sich und fällt danach wieder in Agonie und Angstträume. Agu spürt, dass er dieses Trauma nie wieder loswerden wird, „dass man erst nicht mehr kämpfen muß, wenn man tot ist“. Und niemand ist da, mit dem er darüber reden kann. Freundschaften in der Truppe gibt es nicht, höchstens Abhängigkeiten: Agu hängt an seinem Kommandanten, obwohl er von ihm missbraucht wird.

Uzodinma Iweala verwebt in dem 155 Seiten langen Monolog geschickt die grausamen Kriegserlebnisse mit Erinnerungen an die glückliche Kindheit, christliche Prägungen mit afrikanischen Mythen. Das Buch trägt keinen Hauch von Hollywood. Konsequent und brutal erzählt Iweala die Geschichte, in der kein Platz für Illusionen bleibt.

Merkwürdig wirkt der Erzählstil. Um den Kinderton zu treffen, lässt Übersetzer Marcus Ingendaay an einigen Stellen die Artikel weg und verwendet falsche Fälle. Das klingt hierzulande eher nach Türkisch-Deutsch als nach Afrikanisch, stört aber den Lesefluss kaum. Was viele Leser noch interessieren dürfte: Woher hat der 1982 geborene Autor sein Wissen, wie hat er für seinen inzwischen mehrfach ausgezeichneten Debütroman recherchiert. Dieses Geheimnis behält Iweala leider für sich.

Literaturangaben:
IWEALA, UZODINMA: Du sollst Bestie sein. Roman. Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay. Ammann Verlag, Zürich. 160 S., 18,90 €.

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