MÜNCHEN (BLK) – „Eine Phänomenologie des bäurischen Bewusstseins“ wolle der junge Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker in seinem Debütroman „Der lange Gang über die Stationen“ schreiben und schildere in einer „altmodischen“ und „unzeitgemäßen Sprache“ das Leben eines Landwirts in den fünfziger Jahren, schreibt der Rezensent Jean-Michel Berg in der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“).
Der Protagonist Theodor, ein junger Bauer, übernimmt gemeinsam mit seiner Ehefrau den Hof seiner Eltern. Ihr Leben richtet sich fortan streng nach dem Rhythmus der Natur. Die daraus resultierende Ruhe, die Theo umgebe, sei im Einklang mit dem Bewusstsein, nichts an den Lebensumständen ändern zu können oder gar zu wollen, erläutert Berg. Doch der Fortschritt macht auch vor dem beschaulichen Leben Theodors keinen Halt, sein „Knecht“ lässt ihn der Freiheit wegen im Stich und auch als er zu Besuch in Wien ist, verspottet man seinen „unzeitgemäßen Charakter“. Am Ende bleibe für ihn nicht viel aus alten Zeiten bestehen – außer ein „konservierter Geist einer vergangenen Epoche“, bemerkt Berg.
Als Kaiser-Mühleckers größte Leistung lobt der Rezensent die Schweigsamkeit des Protagonisten Theodors, die man ihm als Leser überzeugt abnehme. Die mitunter „schwere Sprache“, die auch vor grammatikalischen Eigenheiten keinen Halt mache, falle ebenso auf wie seine Darstellungen, die mit der Wirkung Hand in Hand gingen, schreibt Jean-Michel Berg. (zei/wip)
Literaturangaben:
KAISER-MÜHLECKER, REINHARD: Der lange Gang über die Stationen. Roman. Hoffmann und Campe, Hamburg 2008. 160 S., 16,95 €.
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