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Die Suche nach dem Engel

Cees Nootebooms Roman „Paradies verloren“

© Die Berliner Literaturkritik, 11.08.05

 

HAMBURG (BLK) – „Gute Bücher sollten kurz sein“, finde der Autor Cees Nooteboom. So schreibt die „Zeit“ und bespricht diesen 156-Seiten-Roman mit besonnener Begeisterung. Noteboom habe einen Engel getroffen. Mit „Paradies verloren“ stelle er unter Beweis, dass ein Autor immer zugleich Welterfinder ist.

Der Roman beginne im Flugzeug, so stehe am Anfang gewissermaßen ein Prolog im Himmel. Die eigentliche Handlung setze aber erst in Brasilien ein, wo man die Freundinnen Alma und Almut kennen lerne. „Als genügten ein paar Dinge, die man gerade zufällig gesehen hat, um daraus einen Roman zu machen“ beschriebe Nooteboom, wie die beiden seit Kinderzeiten von Australien träumten. Weil Alma kürzlich in den Favelas von São Paulo vergewaltigt worden sei und ihr Trauma bekämpfen müsse, führen die beiden Freundinnen zusammen in das Land ihrer Kindheitsträume. Während Almut keine Träumerin sei, habe Alma ein Gespür für „die den fünften Kontinent durchziehenden Traumpfade“. Sie sei ein Medium, für dessen Beschreibung Nooteboom schöne Formulierungen finde, die diese Frau geheimnisvoll und anziehend machten. Sie sei fasziniert von der Welt der Aborigines und müsse dennoch erkennen, dass wir mit unserer Zivilisation diese Menschen nicht verstehen könnten. Hier drifte Nooteboom ab in einen Stil, der unvermeidlich klinge wie Coelho für gehobene Stände. Das sei aber verzeihlich, denn bei der Begegnung zwischen dem niederländischen Literaturkritiker Erik Zondag und Alma, als Engel verkleidet, sei man umso lieber dabei.

Nooteboom zitiere am Ende Miltons „Paradise Lost“ – Immer wieder warteten wir auf den Engel, der uns dorthin zurückführt, wo wir herkommen. Diese Zitate und ein paar andere Glanzlichter seien Notebooms Tupfen auf den Flügeln seiner Engel – und er wisse, wie man das mache, schreibt die „Zeit“. Federleicht und anstrengungslos sei der Roman, und mit einem Kompliment für die Übersetzerin schließt die Kritik: „Manches liest sich (...) wie für die deutsche Sprache geschrieben.“ (sch/böt)

Mehr:   Engelwesen mit Bodenhaftung (Kurzvorstellung)

Literaturangaben:
NOOTEBOOM, CEES: Paradies verloren. Roman. Übersetzt aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 156 S., 16,80 €.


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