MÜNCHEN (BLK) – Christoph Schröder bezeichnet Jan Böttchers Roman „Nachglühen“, der im ehemaligen Zonengebiet spielt, als ein stilles Meisterwerk. Das erste Kapitel dieses Buches wurde bereits im vergangenen Jahr (2007) bei den Klagenfurter Tagen der deutschsprachigen Literatur mit dem Ernst-Willner-Preis ausgezeichnet.
Die Grenze sei in dem norddeutschen Dorf Stolpau noch nicht abgebaut worden und verlaufe quer durch die sozialen Konstellationen der Dorfbevölkerung. Der Protagonist Jo Brüggemann reist von Hamburg in sein Heimatdorf zu Vater und Großvater zurück. Er trifft auch auf die neuen „Dorfkrug“-Besitzer Jens Lewin und dessen Frau Anne. Jens und Jo verband einmal eine Freundschaft, die in der Vergangenheit zerbrach. Grund dafür könnte der Gefängnisaufenthalt von Jens sein, der die Konfrontation mit der DDR-Staatsmacht suchte. So geraten die Verhältnisse wieder in Bewegung. Hier werde nicht viel gesprochen, Konflikte verlaufen größtenteils unter der Oberfläche eines unbehaglichen Schweigens ab, schreibt der Rezensent Christoph Schröder.
Der Autor habe den Spannungsbogen sorgfältig und effizient komponiert und führe seine Charaktere schlüssig ein. Böttchers Symbolsprache sei unaufdringlich und immer wieder frappierend und einleuchtend. Zusammenfassend vereine „Nachglühen“ Mentalität, Topographie und Historie zu einem atmosphärisch dichten Gesamtbild, lobt der Rezensent der „SZ“. (car/wip)
Literaturangaben:
BÖTTCHER; JAN: Nachglühen. Roman. Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2008. 238 S., 19,90 €.
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