NEW YORK (BLK) – Michiko Kakutani rezensiert in der amerikanischen Zeitung „New York Times“ den Roman „Indignation“ von Philip Roth.
Der Erzähler in Roths neuestem Buch ist eine Leiche. Festgehalten im Limbus, scheint er dazu verdammt zu sein, sein kurzes Leben immer und immer wieder Revue passieren zu lassen. Zu Lebzeiten war Marcus ein vorbildlicher Student, harmlos und emsig. Er flieht vor der ständigen Überwachung seines besorgten Vaters aus seiner Heimatstadt auf ein entferntes College, wo er sich in ein Trainingsprogramm der US-Armee einschreibt. Nach seinem Abschluss wird er in den Korea-Krieg geschickt, wo die Geschichte seines Lebens endet.
Hier und da erscheine der Roman wie eine Parabel über das Individuum, das in seiner armseligen Existenz von der Geschichte überrollt wird, aber im Endeffekt mache der Autor nur die weit weniger ambitionierte Aussage, dass gute Noten und harte Arbeit keinen Schutz vor den Launen des Schicksals bieten. Die Rezensentin schreibt, der Roman, dessen Held in seiner Passivität und Durchschnittlichkeit keinerlei Entwicklung durchmache, lese sich wie eine schwarze Komödie, die zwar großartig erzählt sei, sich aber nie zu einem vollwertigen Roman entfalte. (muc/dan)
Literaturangaben:
ROTH, PHILIP: Indignation. Houghton Mifflin, Boston 2008. 233 S., 14,95 €.
Rezension im Original
Verlag
Mehr zu Philip Roth