MÜNCHEN (BLK) – Mit einer „bitteren“ Realität konfrontiere Edward P. Jones die Welt, - so beginnt die „SZ“ ihre Rezension. Er wage es in seinem Roman „Die bekannte Welt“, eine bisher totgeschwiegene, allerdings „historisch belegte Wahrheit“ dazulegen, nämlich dass es auch schwarze Sklavenhalter gab.
Jones erzählt die Lebensgeschichte des farbigen Grundbesitzers und Sklavenhalters Henry Townsend. Als Kind ist auch er ein Leibeigener, doch Henrys Vater gelingt es durch harte Arbeit sich und seine Familie freizukaufen. Sein früherer Besitzer William Robbins nimmt sich ein wenig des Jungen an und bringt ihm bei, dass es, unabhängig von der Hautfarbe, Herren und Sklaven gibt und Henry zu den Herren zähle. Langsam erarbeitet sich Henry einen gewissen Wohlstand zu dem auch Sklaven gehören. Anfangs will er „ein besserer Master sein als alle Weißen“, doch erliegt auch er der „üblichen Herrschaftspraxis“ und bald agiert er genauso grausam, wie die weißen Sklaventreiber. Zwar steht diese Handlung im Mittelpunk des Romans, erklärt der Rezensent der „SZ“, doch gelinge es dem Autor, den Lesern auch die Schicksale vieler anderer, in der Geschichte auftauchender Personen nahe zu bringen. Dabei wage er bei einigen auch einen Blick in deren Zukunft, was die „SZ“ in der ersten Hälfte des Romans als einen zu ausgeprägten weltschöpferischen Drang empfindet. Doch das bleibt auch der einzige Kritikpunkt, denn der Rezensent bewundert nicht nur den Mut des Autors als Afroamerikaner ein solches Thema anzuschneiden, sondern auch dessen Vermögen, von der damals herrschenden „Unmenschlichkeit“ zu berichten, „ohne in den wohlfeilen Tonfall der Empörung abzugleiten“ – ein brillanter Roman. (gar/zim)
Literaturangaben:
JONES, EDWARD P.: Die bekannte Welt. Roman. Aus dem Amerikanischen von Hans-Christian Oeser. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2005. 448 S., 22,- €.