Werbung

Werbung

Werbung

„Rüstung des sozialistischen Lagers“

Anna Seghers’ „Briefe 1924-1952“

© Die Berliner Literaturkritik, 09.07.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Der Rezensent Walter Hinck ist in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ „zunehmend irritiert“ über die neu veröffentlichten „Briefe 1924-1952“ von Anna Seghers (1900-1983) und erkennt in ihnen eine zweifelhafte Sympathie für das diktatorische DDR-Regime.

Die Briefe schildern unter anderem Anna Seghers’ „Irrfahrten“ im Exil während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Umstände führen sie von Frankreich bis nach Martinique und New York, von wo aus sie letztendlich nach Mexiko gelangt. Dort angekommen nimmt sie auch die mexikanische Staatsbürgerschaft an. All diese unfreiwilligen Reisen lassen ihre Kraft jedoch nicht erschöpfen und so bleibt sie im regen Briefwechsel mit vielen namhaften Künstlern, unter anderen mit Helene Weigel, Bertolt Brecht, Willi Bredel, J.R. Becher. Als sie aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrt, findet sie sich im Westen nicht zurecht und gibt bald den Überzeugungsversuchen der DDR nach und zieht nach Ostberlin.

Die Partei begann recht schnell damit, sich in ihre schriftstellerische Arbeit einzumischen, außerdem musste sie zunehmend„Demütigungen“ über sich ergehen lassen, Szenen wurden aus ihren Stücken gestrichen und man hinderte sie an Reisen zu ihren Kindern. Diese Einschränkungen habe Anna Seghers zwar negativ „empfunden“, aber „hingenommen“, bemerkt der Rezensent. Die „Rüstung des sozialistischen Lagers“ scheine ihr immer besser gepasst zu haben. So bediente sie sich bald auch des „Denunziationsvokabulars“ und sei am Schluss „ganz auf die Linie der Parteidoktrin eingeschwenkt“, bemängelt Walter Hinck. (zei/wip)

Literaturangaben:
SEGHERS, ANNA: „Ich erwarte Eure Briefe wie den Besuch der besten Freunde.“ Briefe 1924-1952. Werkausgabe, Band V/1. Herausgegeben von Christine Zehl Romero und Almut Giesecke. Aufbau Verlag, Berlin 2008. 747 S., 36 €.

Leseprobe:

Verlag


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: