BERLIN (BLK) – Die „FAZ“ bespricht Nick Hornbys neues Buch „Slam“ sowie den Roman „Die Spiele der Erwachsenen“ von Sophie Dahl. Die „SZ“ widmet sich Jeremy Scahills Bericht „Blackwater – Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt“ und Henning Klüvers Kulturstudie „Leonardo da Vinci für die Westentasche“.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Die „FAZ“ rezensiert Nick Hornbys neuen Roman „Slam“. Die Rezensentin Anja Hirsch bekennt gleich zu Anfang, das Buch sei „kein Hammer“. Der Plot des Romans sei schnell zusammengefasst: Der pubertierende Protagonist Sam schwängere seine 15-jährige Freundin, „als das Begehren bereits bröckelte“. Sie will das Kind bekommen, wodurch Hornby „seinen Jungen aus der Kindheit hinaus“ katapultiere, meint Hirsch und fügt hinzu, dass die männlichen Figuren des Autors schon immer unter „dem Peter-Pan-Syndrom“ litten.
Am Karsamstag (22. März 2008) wäre der christliche Dichter Albrecht Goes 100 Jahre alt geworden, teilt die „FAZ“ mit. Ihm zu Ehren seien nun drei Neuausgaben erschienen. Das Gedicht sei seine „Domäne“ gewesen, schreibt der Rezensent Walter Hinck und weist darauf hin, dass im S. Fischer Verlag ein Sammelband seiner lyrischen Werke erschienen sei. Andreas Felgers Holzschnitte schmücken seine Gedichte in dem Band „Lebensspur“. Doch Goes sei auch Erzähler gewesen, meint Hinck, eine „Überschau über das Werk des Erzählers Goes“ finde man in dem Buch „Was wird morgen sein?“.
Sophie Dahl, Enkelin von Roald Dahl, erzähle in ihrem zweiten Roman „Die Spiele der Erwachsenen“ die Geschichte der 13-jährigen Kitty, die mit ihrer 16 Jahre älteren und depressiven Mutter ständig umziehen muss, schreibt die „FAZ“. „Federleicht und märchenhaft“ beschreibe die Autorin die schwierige Familienkonstellation, in der sie ihre eigene Familiengeschichte verarbeite, meint die Zeitung weiter. Trotzdem sei der Roman „keine Abrechung“, stattdessen erkenne man eine „feine Neigung zum Subversiven“, die schon ihren Großvater auszeichnete, findet die „FAZ“.
Der Titel des neuen Buchs von Ahne alias Arne Seidel „Was war eigentlich morgen“ solle als Warnung verstanden werden, meint die „FAZ“. In kurzen Texten, skurrilen Strichzeichnungen und auf einer Audio-CD werde suggeriert „ein bisschen Palaver, und die Wirklichkeit ist vergessen“. Um Langeweile zu vermeiden, überschneiden sich nur sieben der 20 vorgelesenen Texte mit den Abgedruckten, was „ein genaues Nachlesen amüsanter Stellen“ jedoch ebenso vermeide, meint die Zeitung weiter, die in dem Buch etwas Nonsens mit einer Prise Anarchismus vermischt sehe.
Heinrich Harrers Buch „Sieben Jahre in Tibet“ sei nun in der 27. Auflage erschienen, schreibt die „FAZ“. Mit dem Auftrag, das Gebiet um den Nanga Parbat (den neunthöchsten Gipfel der Erde) zu erkunden, sei er mit Peter Aufschnaiter nach Indien gekommen und von da nach Tibet geflohen. In seinem Buch schildere er „die Zeit bis zum Einmarsch der Rotchinesen“ im Oktober 1950, teilt die „FAZ“ mit. Harrer lehrte den damals noch jugendlichen Dalai Lama „die Welt auch mit westlichen Augen zu sehen“, während er perfekt Tibetisch lernte und „in die Spiritualität der Tibeter eindrang“.
Reiner Pommerin rezensiert für die „FAZ“ den Sammelband „Lebensunwert?“, welcher vom Freundeskreis Paul Wulf herausgegeben worden sei. Aus der Sicht zweier Opfer des NS-Terrors werde deren Leidensweg eindrucksvoll nacherzählt. Auf Grund der Maßnahmen zur „Verhinderung von Rassenkreuzung und Vermischung“ seien im Dritten Reich zahlreiche unschuldige Männer und Frauen zwangssterilisiert und anschließend in psychiatrischen Kliniken verwahrt worden. Das Buch zeichne die Schicksale Paul Wulfs und Paul Brunes nach, welche jeweils der Willkür der Nationalsozialisten zum Opfer gefallen seien, schreibt Pommerin.
Dem Buch „Zwischen Hitler und Pius XII.“ widmet sich Rudolf Morsey von der „FAZ“. Die Edition beinhalte 61 Briefe und Dokumente, die den geistigen Austausch des letzten Kanzlers der Weimarer Republik – Heinrich Brüning – mit drei niederländischen Freunden zwischen 1936 und 1958 belegen. Ärgerlich sei, dass sowohl das Einleitungskapitel als auch der Personenindex „mehrere Dutzend Fehler“ und oftmals falsch geschriebene Namen enthalten, meint Morsey. Dennoch biete die Auswahl der Texte „atmosphärisch wichtige Ergänzungen“ für die Geschichtsforschung.
In ihrem Buch „Lob der Elite“ plädiere Heike Schmoll dafür, „dass der Zugang zur Elite prinzipiell offen“ und „die Auswahlmethoden transparent sein müssen“, berichtet die „FAZ“. Sie zeige die – ihrer Meinung nach – enorme Bedeutung der Eliten für Staat und Wirtschaft auf. Um diese These zu konkretisieren, erläutere Schmoll die historische Relevanz der Eliten, indem sie die deren Geschichte „von der Antike bis in die moderne Gesellschaft“ skizziere. Zudem stelle sie das „reformatorisch-humanistische Bildungsideal“ dem „jesuitischen Konkurrenzmodell“ gegenüber.
Der New Yorker Historiker und Osteuropa-Forscher Abraham Ascher berichte in seinem Buch „A Community under Siege“ zum einen „vom eigenen Familienschicksal“ und dem der Familie Elias, meldet die „FAZ“. Beide Familien seien – jedoch auf unterschiedliche Weise – Zeitzeugen und auch zu einem gewissen Teil Betroffene der im Breslau der 1930er Jahre waltenden Juden-Unterdrückung durch die Nationalsozialisten gewesen, schreibt Rezensent Norbert Conrads. Das „Erinnerungswerk“ Aschers sei durch den stark „persönlichen Bezug“, welcher sich „durch fast alle Kapitel“ ziehe, gekennzeichnet. Trotz einiger „Ungenauigkeiten in der Beschreibung Breslaus oder einzelner Personen“ sei das Buch lesenswert, findet Conrads.
Gut gegliedert und informativ sei die Studie „Schulleistungen und Steuerung des Schulsystems im Bundesstaat“, teilt die „FAZ“ mit. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung initiierte Vergleichsstudie zwischen Kanada und Deutschland lege die „Unterschiede in den Schulsystemen beider Länder“ anschaulich dar. Den Autoren gelinge es, „Informationen über Geschichte, Struktur und Steuerung mit Ergebnissen empirischer Bildungsforschung“ zu verbinden. Aufschlussreich sei die detaillierte Darstellung „der verschiedenen Provinzen und Bundesländer sowie des Gesamtsystems“, findet die „FAZ“.
„Süddeutsche Zeitung“
Die „SZ“ bespricht „Leonardo da Vinci für die Westentasche“ des „SZ“-Kulturkorrespondenten Henning Klüver. Leonardo da Vinci (1452-1519) sei „der Superstar der Kunst und der Wissenschaft“ und „angeblich weit seiner Zeit voraus“ gewesen, schreibt die „SZ“. Der Autor hole da Vinci jedoch in seinem Buch „vom Sockel des Genies“ und behaupte, er sei ein neugieriges Kind seiner Zeit gewesen, meint die Zeitung weiter.
Jeremy Scahills Buch „Blackwater – Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt“ sei nicht nur eine Abhandlung „über Söldner und den Krieg“; der Autor spüre hier vielmehr den sich in den USA immer weiter verbreitenden Privatisierungstendenzen nach, berichtet die „SZ“. Das Werk sei „eines der besten Bücher über den Irakkrieg“ und zugleich „eine der schärfsten Analysen des modernen Amerika“. Scahill schildere eigene Erlebnisse, wie etwa jenes der ersten Begegnung mit den Blackwater-Truppen im Irak, ohne ins Anekdotenhafte abzugleiten. Insgesamt zeuge der Bericht von den Fähigkeiten des Autors, welchem man ein großes Interesse an investigativem Journalismus zugestehen kann. Minimal störend könne allenfalls der typische Unterton wirken, jener „New Yorker Sarkasmus“, der beim Lesen zuweilen durchscheine. (mik/tan/wip)
Literaturangaben:
AHNE: Was war eigentlich morgen. Texte und Strichzeichnungen. Verlag Voland & Quist, Dresden und Leipzig 2008. 160 S. und eine Audio-CD, broschiert, 12,80 €.
ARBEITSGRUPPE INTERNATIONALE VERGLEICHSSTUDIE (Hrsg.): Schulleistungen und Steuerung des Schulsystems im Bundesstaat. Kanada und Deutschland im Vergleich, Band 9. Waxmann Verlag, Münster 2007. 362 S., 39,90 €.
ASCHER, ABRAHAM: A Community under Siege. The Jews of Breslau under Nazism. Stanford University Press, Stanford California 2007. 324 S., 39,99 €.
DAHL, SOPHIE: Die Spiele der Erwachsenen. Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Maria Mill. Verlag Bloomsbury, Berlin 2008. 320 S., gebunden, 19,90 €.
FREUNDESKREIS PAUL WULF (Hrsg.): Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune. NS-Psychiatrie, Zwangssterilisierung und Widerstand. Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim 2007. 201 S., 14,90 €.
GOES, ALBRECHT: Gedichte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 200 S., gebunden, 14 €.
---: Was wird morgen sein? Erzählungen. S. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2008. 367 S., broschiert, 9,95 €.
---; FELGER, ANDREAS: Lebensspur. Gedichte und Holzschnitte. Herausgegeben von Oliver Kohler. Präsenz Kunst & Buch Verlag, Hünfelden 2007. 64 S., gebunden, 14,90 €.
HARRER, HEINRICH: Sieben Jahre in Tibet. Mein Leben am Hofe des Dalai Lama. Ullstein Verlag, Berlin 2006. 447 S., 47 Schwarzweißfotos, 18,95 €.
HORNBY, NICK: Slam. Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Clara Drechsler und Harald Hellmann. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2008. 301 S., gebunden, 17,95 €.
KLÜVER, HENNING: Leonardo da Vinci für die Westentasche. Piper Verlag, München 2008. 128 S., 9,90 €.
SCAHILL, JEREMY: Blackwater – Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt. Aus dem Englischen von Bernhard Jendricke und Rita Seuß. Kunstmann Verlag, München 2008. 320 S., 22 €.
SCHMOLL, HEIKE: Lob der Elite. Warum wir sie brauchen. C. H. Beck Verlag, München 2008. 173 S., 17,90 €.
WEBER, CHRISTOPH (Hrsg.): Zwischen Hitler und Pius XII. Heinrich Brüning und seine niederländischen Freunde Mgr. Henri Poels, Rector Piet Mommersteeg und Dr. A.J.M. Cornelissen. Briefe und Dokumente (1936-1958). Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2007. 313 S., 78 €.
Presseschau vom 19. März 2008
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