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Kein Hang zur Diktatur

Bärbel Reetz beschreibt in „Lenins Schwestern“ die Schicksale russischer Rebellinnen

© Die Berliner Literaturkritik, 02.07.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Nicht besonders überschaubar sei der Roman „Lenins Schwestern“ der Autorin Bärbel Reetz geraten, urteilt die Rezensentin Sabine Brandt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“). Der Roman beschreibt das Leben verschiedener Frauen, welche mit der Geschichte Russlands aufs engste verbunden sind. Als Leser bekomme man bei der Fülle des erzählten Stoffes jedoch „prompt […] das Gefühl, im Strudel der Informationen zu versinken“, meint die Rezensentin.

Die Handlung des Buches setzt 1873 ein und schildert die Ideologien der politisch engagierten Frauen bis 1944. Anfangs scheint die Hoffnung groß, mit der Abschaffung des Zarentums, dem unterdrückten Volk zu einem besseren Leben verhelfen zu können. Mit Stalin schwindet diese Hoffnung dann gänzlich. Als „Lenins Schwestern“ bezeichne die Autorin die Damen, die mit ihm gewisse Vorstellungen teilten, schreibt Brandt. Allerdings seinen sie alle fern von dessen „Hang zur Diktatur“. Sieben Geschichten werden erzählt, die in Lenin ihre thematische Verbindung finden, ansonsten jedoch sehr verschieden seien. Es werde von Alexandra Kollontai (1872-1952), Rosa Luxemburg (1871-1919) und Nadeshda Krupskaja (1869-1939) erzählt, um nur einige zu nennen. Bei zahlreichen Frauen versage dann wohl auch das Allgemeinwissen, vermutet die Rezensentin. Dennoch müsse man alle erzählten Lebensgeschichten ernst nehmen, da auf diese Weise viele Facetten der politischen, geschichtlichen wie wissenschaftlichen Zeitgeschichte vorgestellt würden. Ebenso bedeutend sei die Tatsache, dass die Frauen überwiegend von Westeuropa aus aktiv waren.

Reetz beschreibe ihre Rebellinnen sehr anmutig und einfühlsam und fördere durch einen feinen Plauderton die Bereitschaft des Lesers, „sie trotz großen Gedächtnisaufwands zu begleiten“, beurteilt Brandt die schriftstellerische Leistung der Autorin. Dennoch habe das Buch bei der hohen Kompetenz der Autorin zuweilen etwas Lehrmeisterliches. Auch sprachlich sei es streitbar, wenn die Autorin eine „lasch[e]“ Redeweise benutze, während die vorgestellten Frauen „allesamt hochgebildete Absolventinnen renommierter Universitäten Westeuropas“ waren. Als sehr hilfreich empfindet die Rezensentin den Anhang, in dem die Lehrbücher und Aufzeichnungen zu finden sind, welche für die Arbeit an dem Roman genutzt wurden. (vol/wip)

Literaturangaben:
REETZ, BÄRBEL: Lenins Schwestern. Roman. Insel Verlag, Frankfurt am Main, Leipzig 2008. 271 S., 19,80 €.

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