BERLIN (BLK) – Mit einer Kritikerschelte beginnt Thomas Rothschild im „Freitag“ seine Rezension von Uwe Timms „Der Freund und der Fremde“. Die Art, wie seit Jahren von manchen Literaturkritikern über den Schriftsteller Timm geschrieben werde, sei schlechterdings ein Skandal. Auch bekennende Linke hätten einen Anspruch darauf, ernsthaft wahrgenommen und rezensiert zu werden, selbst wenn ihre Ansichten und Haltungen manchem systemkonformem Kritiker nicht gefielen.
Uwe Timms dokumentarische Erzählung über seine Freundschaft zu Benno Ohnesorg reihe sich, so der Rezensent, nahtlos in ein Gesamtwerk ein, das in seiner Summe als literarisches Zeugnis der deutschen Nachkriegsgeschichte gelesen werden könne. Dass Ohnesorg eines absurden Todes gestorben sei, sei kein origineller Gedanke. Wie sich aber Timms eigene Biografie in der Benno Ohnesorgs spiegele und welche Zufälle ihre Bekanntschaft bestimmten, zeige, dass die Wirklichkeit jede literarische Konstruktion übertreffe. Darüber hinaus sei Uwe Timms Prosa „zugleich unmittelbar verständlich und frei von Anbiederung an einen zeitgenössischen Jargon, der Spracharmut hinter Klischeehaftigkeit zu verbergen versucht“.
Fazit: „Uwe Timm ist in der deutschen Literatur keine marginale Figur.“ (nic/hoe)
Literaturangaben:
TIMM, UWE: Der Freund und der Fremde. Eine Erzählung. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2005, 176 S., 16,90 €.