LONDON (BLK) -- Auch die "Financial Times" (01.07.04) widmet sich der Besprechung der Autobiographie "My Life" von Bill Clinton. Im Gegensatz zu manch anderen kann der Rezensent Douglas Brinkley, Professor für Geschichte an der University of New Orleans und Autor von Biografien über Henry Ford und Fanklin Roosevelt, Clintons Memoiren sogar etwas Positives abgewinnen.
Als besonders bemerkenswert hebt Brinkley gleich zu Anfang Clintons Beschreibung seiner lebenslangen Suche nach Hinweisen über seinen verstorbenen Vater hervor. Clinton habe diesen nie kennen gelernt, und alles, was er über ihn wisse, sei, dass er am 17. Mai 1947 auf der Strecke von Chicago nach Hope mit seinem Auto tödlich verunglückte. Der Rezensent sieht in der Suche nach dem unbekannten Vater einen "Subtext" der sich "allgegenwärtig" wie eine "tiefe Strömung" durch die Autobiographie ziehe und ihn deshalb an Jack Kerouacs "Unterwegs" erinnere. Clinton berichte anschaulich über seine jungen Jahre. Die Kapitel über seine College-Zeit seien zwar nicht besonders ereignisreich, aber dennoch gut zu lesen. Am interessantesten und von "fortdauerndem Wert" seien Clintons Beschreibungen von Camp David-Treffen, Nordirlands Friedensverhandlungen und Beschlüssen des Obersten Gerichtshofs. Hier fasse Clinton auf "atemlose Art und Weise" zusammen.
Gelegentlich klinge Clinton allerdings mehr wie ein Selbsthilfe-Guru und nicht wie sein eigentliches Vorbild Theodore Roosevelt, gibt Brinkley zu bedenken. Clinton habe mit "My Life" kein perfektes Buch verfasst. Nichtsdestotrotz sei seine Autobiographie der am besten geschriebene "US-Präsidenten-Wälzer" aller Zeiten. (gra/art)
Literaturangaben:
CLINTON, BILL: My Life. Alfred A. Knopf, New York 2004. 957 S., 35 $.