Von Frauke Kaberka
Es ist nun schon eine Weile her, dass sich die Freunde des „weißen Negers Wumbaba“ vorgestellt haben. In den Vorgängern des nun dritten und letzten „Handbuchs des Verhörens“ von Axel Hacke und Michael Sowa lachte man mit dem Erdbeerschorsch (Erzbischof), dem Schlächter Müller („Es muss ein schlechter Müller sein...“ aus dem Wander-Volkslied) und mit dem Kinder-Lehmann (Kinderlähmung) zum Beispiel über das Scharlachwürstchen (Czardasfürstin) und die Brusttätowierten (Prostituierten). Dem „Weißen Neger Wumbaba“, der ein so nicht gewolltes Geschöpf des romantischen Dichters Matthias Claudius ist („Der Mond ist aufgegangen...Und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar“), von 2004 folgte drei Jahre später „Wumbabas Rückkehr“.
In „Wumbabas Vermächtnis“ nun greifen Autor Hacke und Illustrator Sowa noch einmal tief in die Kiste der zuhauf bei ihnen eingegangenen Beispiele falsch verstandener Wörter und Texte und würzen sie – wie gehabt – mit Zwerchfell strapazierenden Kommentaren und Bildern. Da tauchen der Waldzwerg (Walzwerk), der Kuhfürst (Kurfürst), Kurt, der Engel („Chor der Engel“) oder das heilige Geißlein („Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“) auf. Nicht zuletzt hat auch Opa Dong einen Platz neben Wumbaba verdient. Denn er wird in einem alten Schlagertext einem intensiven Verhör unterzogen: „Oh pardon, sind Sie der Graf von Luxemburg, Oh pardon, sind Sie der große Mann von Welt...“. Zumindest ist Opa Dong durch dieses Büchlein ein Mann von Welt geworden.
Wie immer bilden moderne, klassische oder auch kirchliche Liedtexte einen hervorragenden Nährboden für personifizierte Verhörblüten, wie Elvira España („Eviva España“), Chris, der Ritter („Christ, der Retter“) oder auch Ladislaw Bonita, von dem Madonna wohl noch nie gehört hat, obwohl sie ihn besingt („La Isla Bonita“). Hacke mutmaßt: Eventuell ein slowakisch-spanischer Superlover, der die Sängerin in seinen Bann zog.
Viele Verhörer stammen von Erwachsenen, aber die meisten doch von Kindern. Denn deren Fantasie lässt anderen Möglichkeiten mehr Spielraum. Klar, dass ein kleines Mädchen voller Stolz im Kindergarten gern erzählt, dass seine Mutter Raumfliegerin (Raumpflegerin) ist. Ein anderes Kind wird vergeblich auf der Karte Griechisch-Hawaii („Griechischer Wein“) suchen. Der Liedverhörer eines anderen Kindes schafft durchaus freundliche Visionen: „Ich bin das ganze Jahr vergnügt, im Frühling wird das Feld gepflügt, dann steigt die Leiche hoch empor und singt ein frohes Lied mir vor.“ Glückliche Tote, die wie Lerchen trällernd zum Himmel aufsteigen, machen Mut, wie Michael Sowa auch überzeugend malte.
Ach, man möchte es nicht glauben: „Wumbabas Vermächtnis“ soll nun den Abschluss der urkomischen Trilogie des falschen Hörens bilden. Das jedenfalls kündigte Autor Hacke an. Wollen wir hoffen, dass er sich's noch einmal überlegt. Denn „Wumbaba“ ist einfach wumbaba.
Literaturangaben:
HACKE, AXEL; SOWA, MICHAEL: Wumbabas Vermächtnis. Drittes Handbuch des Verhörens. Antje Kunstmann Verlag, München 2009. 80 S., 9,90 €.
Verlag
Mehr von Rezensentin Frauke Kaberka