Werbung

Werbung

Werbung

Die Insel der Untoten

Adolfo Bioy Casares’ neu aufgelegter Roman „Morels Erfindung“ / Kritik "Neue Zürcher Zeitung"

© Die Berliner Literaturkritik, 01.07.03

 

ZÜRICH (BLK) – Als seltsam sprödes, aber ungemein faszinierendes Buch bezeichnet Andreas Breitenstein in der „Neuen Zürcher Zeitung“ (01.07.2003) den neu aufgelegten Roman „Morels Erfindung“ von Adolfo Bioy Casares. In seinem kurzen und wohl bekanntesten Roman werfe der Autor existentielle Fragen über Leben und Tod auf. Der Wunsch nach der Präsenz der Toten spiele eine große Rolle.

Auf eine Insel vor Venezuela verbannt, wird der namenlos bleibende Protagonist und politische Flüchtling eines Tages von einer Gruppe mondäner und schöner Menschen in seiner Ruhe gestört. Als er sich in eine der Frauen verliebt, wundert er sich über den der Gruppe innewohnenden Autismus und deren immer gleiche Bewegungen. Die Lösung bringt der Wissenschaftler Morel, der mittels einer Art Kopie den Menschen Unsterblichkeit zusichern kann. Der Haken sei nur, dass die Kopie das Original zerstöre und die Menschen aus der Zeit heraus in eine Art Tod treten lasse. So ist die Gruppe und auch Morel selber bereits vor langer Zeit gestorben.

Auf knappem Raum stelle der Autor in diesem Roman peinigende Fragen über die menschliche Existenz, Zeit und Ewigkeit, Schönheit und Vergänglichkeit. Nach Meinung des Rezensenten findet hier der Wunsch nach realer Präsenz der Verstorbenen seinen Ausdruck. Es mache die Raffiniertheit dieser Parabel aus, den Leser selbst in die Unwirklichkeit der Insel zu verstricken. Die Genauigkeit der phantastischen Erfindung sei in der Tat beeindruckend. (tw/ost)

Literaturangaben:
CASARES, ADOLFO BIOY: Morels Erfindung. Roman. Aus dem Spanischen von Gisbert Haefs. Nachwort von René Strien. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2003. 154 S., €19,90.

Mehr zum Thema:

Zur Rezension:


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: