BERLIN (BLK) – Die „SZ“ findet den zweiten Band über die Musik der europäischen Romantik bewundernswert. In der „FAZ“ wird die Autobiographie des Pädagogen Hartmut von Hentig besprochen. Die „FAZ“ meint, Carlos Eugenio López’ Buch über spanische Konservative wäre an der Grenze des Zumutbaren.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Trotz des ungleich verteilten Ruhmes sei die Freundschaft zwischen Peter Handke und dem Herausgeber der Literaturzeitschrift „Manuskripte“ Alfred Kolleritsch erhalten geblieben, schreibt die „FAZ“. In der „maßvoll kommentierten Korrespondenz“ lese man Handkes Protest, etwa wenn er sich gegen „gesellschaftliche Sprachspiele“ zu wehren versuche. Die „maßvoll kommentierte Korrespondenz“ zähle nicht zu den schwergewichtigen Briefwechseln unserer Literatur, sie lebe eher von den Impulsen des Augenblicks.
Die „FAZ“ bespricht die sechsmonatige Seereise des „begnadeten Satirikers“ Matthias Politycki. Der Autor verfüge über „Witz und eine feine Beobachtungsgabe“, dennoch ermüden die „sprachlich und komisch versierten“ Logbucheinträge den Leser auf Dauer. Wahrheit und Chronistenpflicht vermischten sich je länger die Reise daure. Der Rezensent erkenne weder eine Reportage, eine Satire noch eine ethnologische Feldstudie.
Das neu herausgegebene Buch „Die Prinzessin von Montpensier“ der Madame de Lafayette handle durchweg von historischen Personen und Zeitumständen, meldet die „FAZ“. Die „glänzende Novelle“ sei aus Angst vor Zensur im Jahr 1662 unter dem Namen eines der Autorin befreundeten Schriftstellers veröffentlicht worden. Insgesamt zeuge die Liebesgeschichte um die „schönste aller Prinzessinnen“ von einer Raffinesse, die – bezogen auf die Literatur des 17. Jahrhunderts – ihresgleichen suche.
Hans-Martin Gauger rezensiert für die „FAZ“ Carlos Eugenio López’ Erzählungsband „Bordell der Toten“. Die Geschichten seien allesamt monologisch erzählt, wobei die letzte, welche zugleich Namensgeberin für den Titel des Buches sei, eine von absurdem Populismus gekennzeichnete Wahlrede darstelle. Der „grimmige“ und dennoch „scharfsichtige“ Autor bringe in den einzelnen Erzählungen seinen Hass auf die spanische Konservative zum Ausdruck. Dabei bediene er sich des Öfteren der Groteske, was ihn in die Nähe der Schreibstile Swifts und Kafkas rücke. Obwohl López’ neustes Werk zuweilen an die Grenzen des Zumutbaren stoße, sei es „ein tolles, deutlich verrücktes Buch“, findet Gauger.
„Mitreißend erzählt“ sei die zweibändige Ausgabe der Erinnerungen Hartmut von Hentigs – welche die Titel „Mein Leben – bedacht und bejaht“ und „Kindheit und Jugend“ tragen –, meint Maria Frisé, Rezensentin der „FAZ“. Das stark autobiografische Buch vereine verschiedene literarische Gattungen; es sei sowohl der „Entwicklungsroman eines durch Nazizeit und Krieg Davongekommenen“ als auch „eine Familiengeschichte“. Vor allem aber lassen sich die Memoiren des Pädagogen als eine Art „Chronik der Bundesrepublik und ihrer von hervorragenden Menschen geprägten geistigen Strömungen“ lesen. Hentig gebe in den beiden – insgesamt über 1000 Seiten zählenden – Bänden einen guten Einblick in seine Denkungsart, welche von Grund auf reformistische Ansätze aufweise, resümiert Frisé.
„Süddeutsche Zeitung“
Der zweite von insgesamt drei geplanten Bänden des deutsch-französischen Geschichtsbuches für die Oberstufe behandle „Europa und die Welt vom Wiener Kongress bis 1945, teilt die „SZ“ mit. Dabei mussten „wahre Gebirge von eingelebten Vorurteilen und Fehldeutungen“ abgeräumt werden, meint der Rezensent Johannes Willms und hebt die „zahlreichen Zitate aus zeitgenössischen Quellen“ hervor. Das Werk sei „rundum gelungen“ und setze Maßstäbe, urteilt Willms.
Der zweite Band über die musikalische Romantik des Musikwissenschaftlers Carl Dahlhaus und des Literaturwissenschaftlers Norbert Miller sei an „Kenntnis- und Erkenntnisreichtum“ nicht genug zu bewundern, meint die „SZ“. Im ersten Teil des Buches verstecke sich eine Monographie über E.T.A. Hoffmann, dessen Opern „hier zum erstenmal angemessen gewürdigt“ werden. Der zweite Teil erweitere das Panorama gesamteuropäisch.
Tad Williams sei vom Klett-Cotta Verlag als „Tolkien des 21. Jahrhunderts“ gelobt worden, teilt die „SZ“ mit und findet, dass diese Bezeichnung nicht unangemessen sei. Seine Figuren seien wie im „Herr der Ringe“ keine „mit dem Schwert erprobten Heroen“. Allerdings spielten in seinen Geschichten anders als in der patriarchalischen Tolkien-Welt Frauen eine große Rolle. Williams gebe dem Genre zwar gern, „was des Genres ist“, doch betrete er auch frische Pfade auf dem Fantasy-Gelände, findet die „SZ“. (mik/tan/sat)
Literaturangaben:
DAHLEHAUS, CARL / MILLER, NORBERT: Europäische Romantik in der Musik. Band 2. Oper und symphonischer Stil 1800-1850. Von E.T.A. Hoffmann zu Richard Wagner. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2007. 1246 S., 79,95 €.
HANDKE, PETER / KOLLERITSCH, ALFRED: Schönheit ist die erste Bürgerpflicht. Briefwechsel. Jung und Jung Verlag, Salzburg, Wien 2008. 294S., 22 €.
HENRI, DANIEL / LE QUINTREC, GUILLAUME / GEISS, PETER (Hrsg.): Histoire / Geschichte. Europa und die Welt vom Wiener Kongress bis 1945. Ernst Klett Verlag Stuttgart und Leipzig für die deutsche und Nathan, Paris, für die französische Ausgabe. 336 S., 26,95 €.
HENTIG, HARTMUT VON: Mein Leben – bedacht und bejaht. Band 1. Hanser Verlag, München 2007. 414 S., gebunden, 24 €.
---: Kindheit und Jugend. Band 2. Hanser Verlag, München 2007. 665 S., gebunden, 25,90 €.
LAFAYETTE, MADAME DE: Die Prinzessin von Montpensier. Novelle. Aus dem Französischen von Ferdinand Hardekopf. Manesse Verlag, Zürich 2008. 80 S., gebunden, 9,90 €.
LÓPEZ, CARLOS EUGENIO: Bordell der Toten. Erzählungen. Aus dem Spanischen von Susanna Mende. Verlag Kein & Aber, Zürich 2007. 208 S., gebunden, 18,90 €.
POLITYCKI; MATTHIAS: In 180 Tagen um die Welt. Das Lugbuch des Johann Gottlieb Fichtl. Marebuchverlag, Hamburg 2008. 392S., 24,90 €.
WILLIAMS, TAD: Shadowmarch. Zweiter Band: Das Spiel. Aus dem Englischen von Cornelia Holfelder-von der Tann. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2007. 815 S., 26,50 €.
Presseschau vom 10. April 2008
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