FRANKFURT AM MAIN (BLK) – „Christa Wolf hat in der kleinen Form zu sich selbst gefunden“, meint die „FAZ“ und ist voll des Lobes für einen neuen Sammelband mit zehn Erzählungen Wolfs.
Christa Wolf sei weise geworden, meint die FAZ: „Das drückt sich darin aus, dass die sich nicht mehr als Medium politischer Botschaften geriert, sondern einfach als Mensch in seinem Widerspruch und mit seinen Fehlern.“ Die Erzählungen seien zum Beispiel phantasievolle Gleichnisse aus dem Alltag, heiter kritische Erinnerungen aus Amerika, oder fesselnd reizvolle Schilderungen der heimatlichen Sphäre. Diese Erzählungen zeigten wie geschmeidig diese Schriftstellerin mit der deutschen Sprache umzugehen vermöge. Diese kleine Form komme anmutiger daher als die großen Romane. Das liege wohl daran, „dass Christa Wolf die Zumutungen überwunden hat, die das einstige DDR-Regime ihr, schließlich auch sie selbst sich auferlegte“, meint die „FAZ“. Mit dem Gehorsam gegenüber der Fremdprägung seien allerdings auch die Hoffnungsträume verschwunden. Man müsse keine politisch gearteten Erfahrungen gemacht haben um zu wissen, dass so etwas wehtun könne.
„Aber es kann auch befreien“, schreibt die „FAZ“, „und an den zehn Erzählungen lässt sich ablesen, dass die Schriftstellerin Wolf, zu ihrem und unserem Vorteil, eine solche Befreiung durchgemacht hat.“
Literaturangaben:
WOLF, CHRISTA: Mit anderem Blick. Erzählungen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 190 S., 14,80 €.