Werbung

Werbung

Werbung

Pflichtlektüre für alle Wissbegierigen – das Sachbuch „Objektivität“

Presseschau vom 2. April 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 02.04.08

 

BERLIN (BLK) – Die „FAZ“ bespricht Uros Zupans Gedichtband „Immer bleibt das Andere“ und die „FR“ den Roman „Cocksure“ von Mordecai Richler. Die „NZZ“ rezensiert Léonard Autiés Buch „Journal de Léonard, coiffeur de Marie-Antoinette“; das Sachbuch „Objektivität“ von Lorraine Daston und Peter Galison behandelt die „SZ“.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

Als ein „unverbindliches Mosaik von Erinnerungen“ bezeichnet die „FAZ“ Ernst von Glaserfelds autobiografisches Buch „Unverbindliche Erinnerungen“. Der „Begründer des Radikalen Konstruktivismus“ erzähle hier in einer „beiläufigen, auf keinerlei Effekte zielenden“ Weise von seinem Leben. Dabei lasse er Elemente seines intellektuellen Werdegangs und Erfahrungen, die er in der außer-akademischen Welt gesammelt habe, miteinander verschmelzen. Dies ergebe ein „einnehmendes und in seiner zurückhaltenden Art oft bewegendes Erinnerungsbuch“, findet die „FAZ“.

„Viele Puzzleteile“, die insgesamt eine Art „Bestandsaufnahme neuen jüdischen Lebens in Deutschland ergeben“, habe Jürgen Bertram in seinem Buch „Wer baut, der bleibt“ zusammengetragen, schreibt die „FAZ“. Die facettenreiche Darstellung könne man durchaus als „ein kleines Kunstwerk“ ansehen, da sie einen guten Einblick in die heterogene Welt der deutschen Juden liefere. Zudem beschreibe die Frau des Autors – Helga Bertram – in elf Porträts jeweils einzelne Lebenswege. Trotz der Schwerpunktsetzung auf das heutige jüdische Leben in Deutschland sei der Holocaust als „unterschwelliges Thema des Buches“ auszumachen.

Uros Zupans Gedichtband „Immer bleibt das Andere“ enthalte die Welt in ihrer „dichtesten Form“, schreibt die „FAZ“. Ein Orientierungspunkt in allen Gedichten sei die Zeit, deren Dauer im Vergänglichen gefunden werde. Mit „Immer bleibt das Andere“ sei Zupan die seit langem „betörend leichtfüßigste Archivierung fliegender Lebens- und Weltmomente“ gelungen. Man möchte ihm „weitermachen!“ zurufen, lobt Rezensentin Marica Bodrozic.

Uwe A. Osters Monographie habe den Anspruch, die Geschichte Kaiser Friedrichs II. aus der Perspektive seiner Frauen zu erzählen, leider nicht erfüllen können, kritisiert die „FAZ“. Die vier Ehen und die ständig wechselnden, kurzlebigen Verhältnisse Friedrichs II. seien ohne eine leitende Fragestellung untersucht worden. Rezensent Michael Borgolte bewertet das Sachbuch als „anspruchslose gedankliche Kost“, die durch ihren Mangel an literarischer Ambition nicht einmal gut unterhalte.

„Frankfurter Rundschau“

„Cocksure“ von Mordecai Richler erzähle Kuriositäten aus London während der sexuellen Revolution 1968, berichtet die „FR“. In ihrem witzigen Roman schreibe Richler über Sexualität, Antisemitismus, Autorenfilme sowie die Medienwelt und mache dabei mit Tabus kurzen Prozess. Rezensentin Maike Albath lobt „Cocksure“ als einen Roman voll „lüsterner Übertreibung“ und „zähnefletschendem Humor“. Dabei sei der Autorin kein Einfall zu schrill und keine Deviation zu pervers. Dass das Buch der Kanadierin in England bereits vor 40 Jahren erschien, ändere nichts an seiner zeitlosen Qualität, meint die „FR“.

„Neue Zürcher Zeitung“

Ursula Pia Jauch bespricht für die „NZZ“ die Neuauflage des erstmals 1830 erschienenen Buches „Journal de Léonard, coiffeur de Marie-Antoinette“ von Léonard Autié (1751-1820). Der Hoffriseur und „begnadete Aufschneider“ berichte darin weniger von seinem Metier als vom Salonleben und den feucht-fröhlichen Ausschweifungen in den „intimeren Teilen der Boudoirs“. Es gelinge ihm, „die Stimmung von Verschwendung und décadence der 1780er recht gut“ einzufangen. Autié könne demnach als „früher und glamouröser Society-Berichterstatter“ gelten, meint Jauch.

„Süddeutsche Zeitung“

Florian Welle rezensiert für die „SZ“ Laura Droemers „Trappentreu. Roman einer Familie“, der anhand von Fotos die Geschichte einer Münchner Familie vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart erzähle. Das Augenmerk liege hier auf den Frauenbiografien, die alle vom einem „verpassten Leben“ handeln. Die Frauen geraten stets an „die falschen Männer, die ihnen Kinder anhängen“. So käme es immer wieder zu den gleichen geplatzten Träumen, was dem Roman einen fatalistischen Zug verleihe. Positiv sei die daraus resultierende „starke“ Erscheinung der Frauen. Die „fast identischen Frauencharaktere“ bewirken jedoch, dass der Roman „nach durchaus vielversprechendem Beginn“ „fade“ wirke. Außerdem geraten durch die „kleinteilige“ Beschreibung des Alltags die geschichtlichen Eindrücke in den Hintergrund, urteilt der Rezensent.

Das Sachbuch „Objektivität“ von Lorraine Daston und Peter Galison sei „ein großes Buch“, „lang, opulent, mit vielen schönen Abbildungen ausgestattet und an Gedanken reich“, lobt Michael Hampe in der „SZ“. Das Werk treffe mit der Konzentration auf Objektivität von wissenschaftlichen Bildern den Nerv der Zeit. Die Geschichte dieser erkenntnistheoretischen Tugend sei hier auch eine der Ideale wissenschaftlicher Subjektivität. Außerdem untersuche es die Konflikte der Objektivität, in die sie mit der Realisierung anderer Tugenden, wie der Wahrhaftigkeit oder Genauigkeit, geraten kann. Der Rezensent empfiehlt dieses Sachbuch als Pflichtlektüre an alle, „die sich mit Wissen, Erkenntnis und Bildern befassen oder befassen wollen“ und ist der Meinung, dass es auch für „Philosophen und andere Freunde des Begriffs“ Studienmaterial biete. (car/mik/nor/wip)

Literaturangaben:
AUTIÉ, LÉONARD: Journal de Léonard, coiffeur de Marie-Antoinette. Les éditeurs libres, Paris 2007. 255 S., 23 €.
BERTRAM, JÜRGEN: Wer baut, der bleibt. Neues jüdisches Leben in Deutschland. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2008. 304 S., broschiert, 9,95 €.
DASTON, LORRAINE / GALISON, PETER: Objektivität. Aus dem Amerikanischen von Christa Krüger. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008. 531 S., 34,80 €.
DOERMER, LAURA: Trappentreu. Roman einer Familie. Wallstein Verlag, Göttingen 2007. 384 S., 19,90 €.
GLASERFELD, ERNST VON: Unverbindliche Erinnerungen. Skizzen aus einem fernen Leben. Mit einem Nachwort von Josef Mitterer. Folio Verlag, Wien 2008. 240 S., gebunden, Abbildungen, 22,50 €.
OSTER, UWE A. Die Frauen Kaiser Friedrichs II. Piper Verlag, München 2008. 256 S., 18 €.
RICHLER, MORDECAI: Cocksure. Aus dem Englischen von Silvia Morawetz. Liebeskind Verlag, München 2008. 256 S., 19,80 €.
ZUPAN, UROS: Immer bleibt das Andere. Gedichte. Übersetzt aus dem Slowenischen von Fabjan Hafner. Hanser Verlag, München 2008. 96 S., 14,90 €.

Presseschau vom 1. April 2008

Andere Stimmen

Rezensionen im Original

Verlage


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: