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Eine Sittengeschichte Europas

Robert Muchembleds „Geschichte der abendländischen Sexualität“

© Die Berliner Literaturkritik, 14.08.08

 

ZÜRICH (BLK) – In der „Neuen Zürcher Zeitung“ bespricht der Rezensent Daniel Jütte Robert Muchembleds Geschichtsbuch der abendländischen Sexualität „Die Verwandlung der Lust“. In dem Band jage der Autor, der zu den führenden Kunsthistorikern Frankreichs zähle, dem Hirngespinst „der“ abendländischen Sexualität nach, meint der Rezensent.

Muchembled beschränke sich in seinem Buch „bescheidenerweise“ auf etwa 500 Jahre Geschichte der körperlichen Gelüste, schildert Jütte. Seine Thesen seien dabei ebenso prägnant wie plakativ und werden meist nicht weiter ausgeführt. Nicht selten nutze der Autor eine „allzu gut gemeinte Bildersprache“ und komme zu banalen Schlüssen, wie etwa der Feststellung, dass die Sexualität auf jeden Fall „einen herausragenden Platz in unserer Kultur behalten“ werde. Auch neige Muchembled schnell zu Pauschalisierungen und gleiche mit seinem Buch im Genre eher der „Sittengeschichte“, kritisiert der Rezensent. Entgegen Foucaults Erkenntnissen stelle Muchembled die Hypothese der sexuellen Repression neu auf und räume nur unmotiviert Phasen der Lockerung ein.

Das Buch liege stilistisch und inhaltlich immer wieder daneben, stellt der Rezensent verärgert fest. Weiterhin sei die Bibliografie, ebenso wie die Auswahl von Beispielen im Text ziemlich selektiv und „höchst bedenklich“. Muchembled habe ein betont europäisches Buch schreiben wollen. Ein Blick in die ethnologische Forschung wäre jedoch sinnvoll gewesen, bemängelt der Rezensent weiter und fragt sich, ob die „Wilden“ etwa nicht verklemmt genug waren, „um Bedeutendes zu leisten?“. (mir/zei)

Literaturangaben:
MUCHEMBLED, ROBERT: Die Verwandlung der Lust. Eine Geschichte der abendländischen Sexualität. Übersetzt aus dem Französischen von Ursula Schäfer. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2008. 383 S., 24,95 €.

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