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Sommerlektüre – Neue Krimis für den Baggersee

Christine Calissano, Maria Cecilia Barbetta und Monika Fagerholm

© Die Berliner Literaturkritik, 12.08.08

 

Ein bisschen Mafia, ein bisschen Feminismus und natürlich ein wenig Spannung: Christine Calissano mischt in „Sprung ins Dunkel“ Zutaten zwischen den Buchdeckeln, die Krimifreuden garantieren sollten. Ihre Protagonistin Irene Bettini, natürlich hübsch, natürlich scharfsinnig, ist Frischling in Diensten des italienischen Geheimdienstes. Weil ihr Chef sie aber am liebsten gar nicht erst im Haus hätte, gibt er ihr einen fast unmöglichen Auftrag.

Bettini wurschtelt sich durch, stößt auf undurchsichtige Finanztransaktionen, über die einige korrupte Kollegen stolpern, wird mit einem erfahrenen Agenten an der Seite aus Argwohn auf falsche Fährten gelockt – und riskiert natürlich auch ihr Leben. Irgendwie spielt sogar ihr Freund im fernen Australien eine nicht unwichtige Rolle. Calissanos „Sprung ins Dunkel“ wirkt vielleicht nicht gerade spannungsgeladen. Aber für gepflegte Schmökerstunden am Baggersee dürfte der Krimi der schreibenden Staatsanwältin aus Palermo das Richtige sein

Änderungsschneiderei Los Milagros“ ist kunstvoll konstruiert

Kunstvoll bearbeitet wie eine gekürzte Jacke aus der „Änderungsschneiderei Los Milagros“ entwickelt sich das gleichnamige Debütwerk von Maria Cecilia Barbetta. Die gebürtige Argentinierin erzählt von der Gefühlswelt der jungen Schneiderin Mariana Nalo und der schönen Analia Moran, die sich ihr Hochzeitskleid aus wertvoller italienischer Seide in Buenos Aires ändern lassen möchte. Ihre Geschichte reichert sie mit stimmigen Illustrationen an, mit Fotos und mit Versatzstücken. Als roter Faden zieht sich die Schneiderei durch die 33 Kapitel des Patchwork-Romans.

Barbetta versteht es, übliche Themen wie Liebe, Sehnsucht und enttäuschte Hoffnungen ebenso mit Schicksalen zu verbinden wie Krokodilstränen, Verzweiflung, lateinamerikanische Traditionen, die typisch südamerikanischen „Wunder“ und die TV-Soaps ihrer Heimat.

Barbetta lebt seit 1996 in Berlin. Im vergangenen Jahr erhielt sie das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste

Schlichter Titel, ungewöhnliches Werk – „Das amerikanische Mädchen“

Hinter dem schlichten Titel von Monika Fagerholms neuem Roman „Das amerikanische Mädchen“ verbirgt sich ein durch und durch ungewöhnlicher Krimi. Die finnische Autorin übergeht die Gesetze der Gattung spielend leicht und nimmt ihre Leser angenehm gefangen. Das – zugegeben – gewöhnungsbedürftige Buch war in Skandinavien und Frankreich ein überragender Erfolg. Im Mittelpunkt steht das Verschwinden der jungen Eddie de Wire, von der die Einwohner vermuten, sie sei ertrunken, vielleicht sogar ermordet und kurz nach ihrer Ankunft in Finnland Ende der 60er Jahre in einem Moorsee versenkt worden. Nur einen Tag später erhängt sich ihr Freund Björn – und er bleibt nicht die letzte Leiche. Die Umstände des Todes von de Wire werden nie geklärt, es gibt Gerüchte und Verdächtigungen. Schnell wird ihr Tod unter den Bewohnern des Ortes zum Mythos.

Fagerholm spielt in ihrem eigenwilligen Roman mit dem Leser Katz und Maus, sie wiederholt Passagen, wechselt immer wieder die Erzählperspektive, springt in der Zeit, greift vor, schiebt hinterher. (dpa/dan/zei)

Literaturangaben:
BARBETTA, MARIA CECILIA: Änderungsschneiderei Los Milagros. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 231 S., 9,95 €.
CALISSANO, CHRISTINE: Sprung ins Dunkel. Aus dem Italienischen von Katharina Schmidt. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008. 231 S., 9,95 €.
FAGERHOLM, MONIKA: Das amerikanische Mädchen. Verlag Fahrenheit, München 2008. 544 S., 22,90 €.

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