ZÜRICH (BLK) – Emmanuelle Paganos vierter Roman „Der Tag war blau“ handle von der „Neugeburt“ seiner Heldin Adèle, schreibt die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“). Das Buch begleite die auf einer französischen Hochebene lebende Schulbusfahrerin Adèle an „sechs ausgewählten Tagen“ im Winter, schreibt der Rezensent Peter Urban-Halle.
Adèle gilt als Zugereiste, obwohl sie auf einem dortigen Bauernhof aufwuchs. Nur wird sie von niemandem erkannt, da sie als Kind ein Junge gewesen war. Auf ihren Fahrten mit dem Schulbus erinnert sie sich an die Zeit vor ihrer Geschlechtsumwandlung. Durch jene Gedanken zieht sich das Motiv des Todes, etwa als Adèle noch als kleiner Junge im Winter in einer Birke sitzt und Sterben spielt, „damit man um ihn weint“. Die gesamte Geschichte beinhalte „viel Tod am Anfang und am Ende Trost“. So stirbt beispielsweise Adèles Mutter an erlittenen Totgeburten. Auch das Verhältnis zum jüngeren Bruder spielt eine wichtige Rolle. Schließlich verliebt sich Adèle in den Feuerwehrmann und Jäger Tony, den sie eines Tages verlassen wird, wenn er eines Tages ihr Geheimnis erfahren wird. Am Ende gerät sie samt Bus und Kindern in einen Schneesturm. Beim Warten auf Rettung „kommt alles heraus“ – „bald wird es die ganze Gegend erfahren“. Am Ende des Winters ist Adèle nicht mehr dieselbe wie am Anfang, sie ist angekommen.
Pagano beschreibe die Natur „mit glasklaren, selbstbewussten Worten und starken Bildern“, lobt der Rezensent der „NZZ“. Auch sei das Verhältnis der beiden Geschwister „klug und selbstbewusst beschrieben“, so dass man an ihm hängen bleibe, findet Urban-Halle. Adèles Gedanken zu ihrer Geschlechtsumwandlung seien jedoch „irgendwie hölzern und angelernt“, so dass die Passagen „ein wenig pflichtbewusst“ klingen, bemängelt die „NZZ“. (car/wip)
Literaturangaben:
PAGANO, EMMANUELLE: Der Tag war blau. Roman. Aus dem Französischen von Nathalie Mälzer-Semlinger. Wagenbach Verlag, Berlin 2008. 176 S., 17,90 €.
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