MÜNCHEN (BLK) -- Akademische Stilscherzchen und pseudo-parodistische Theorien lassen Flann O`Briens Roman "Aus Dalkeys Archiven" an die scheußlichen Passagen des großen Antagonisten James Joyce erinnern, schreibt der "SZ"-Kritiker Stephan Maus (11.12.03). Joyce spiele sogar selbst eine der Rollen in der Geschichte um einen verrückten irischen Professor, der die Welt mit einer Zeitmaschine vernichten will.
Seine Gegenspieler sind ein Beamter und ein Juwelier, die mit dem als Barkeeper arbeitenden James Joyce die Welt retten wollen. Dies sei eine noch recht gelungene Mannschaftsaufstellung und es klinge recht lustig, sei es aber nur begrenzt. Eher sei es eine "unverbindliche Matrix einer hingeschluderten Nummernrevue", so der Rezensent, bei der die Handlung einem wirren Knäuel gleiche und jegliche Konfrontation fehle. Der Text dümpele vor sich hin "wie ein langer Abend in einer kleinen Fischerpinte" und die sich wiederholenden Witze seien meist nicht komisch. Die vom Autor beim Verlag angekündigte "Studie im Gebiet des Spotts" sei ein knarzender Stapellauf von akademischen Insiderscherzchen und so zäh wie die Shakespeare-Debatten in "Ulysses", beschwert sich der Kritiker.
Der Roman gleiche insgesamt "James Joyce in seinen bescheuertsten Momenten". Lieblos Herumgeschubste Handlungsstränge, die "willkürlich aneinander geklittert" und eine nicht ernst genommene Theorie enttäuschen den Kritiker nachhaltig. Flann O`Brien wolle gerne als wahrhaft origineller lustiger Vertreter einer Literatur gesehen werden. Vielmehr offenkundig sei jedoch, dass O`Brien nach seinem Strukturplan offenbar jegliche Kondition und Lust vergangen seien. Und das nach seinem komischen Meisterwerk "Auf-Schwimmen-Zwei-Vögel". Letztendlich blieben nur wenige poetische und komische Kabinettstückchen dieses Romans lobenswert. (ott/mön)
Literaturangaben:
O`BRIEN, FLANN: Aus Dalkeys Archiven. Übersetzt aus dem Englischen von Harry Rowohlt. Verlag Kein & Aber, Zürich 2003. 255 S., € 18.