Werbung

Werbung

Werbung

Carlsen Verlag bereitet sich auf die Zeit nach Harry Potter vor

Startauflage von zwei auf drei Millionen angehoben

© Die Berliner Literaturkritik, 25.10.07

 

Von Jenny Tobien

HAMBURG (BLK) – Das weltweite Milliardengeschäft um Harry Potter geht in die finale Runde. Am Samstag (27. Oktober 2007) erscheint der siebte und letzte Band der Saga in deutscher Sprache und die Chancen stehen gut, dass alle bisherigen Rekorde erneut gebrochen werden. „Wir erwarten, dass sich der neue Potter noch besser verkaufen wird als sein Vorgänger“, sagt der Chef des Hamburger Carlsen-Verlags, Klaus Humann. Die Startauflage von „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ wurde von zwei auf drei Millionen angehoben, und der Verleger geht fest davon aus, dass bereits am ersten Tag die magische Verkaufsschwelle von einer Million Bücher überschritten wird.

Im Carlsen Verlag, in dem vor fast zehn Jahren das erste deutsche Potter-Buch erschien, wird dem Ende der Saga mit gemischten Gefühlen entgegengeblickt. Natürlich sei er wehmütig, sagt Humann. „Aber ich bin auch erleichtert, da vor jeder neuen Ausgabe der Druck und die Anspannung unheimlich groß wurden.“ Für die Produktion des abschließenden Bandes wurden bundesweit drei Druckereien beauftragt.

„Später kam noch eine vierte dazu, weil die Kapazitäten nicht mehr ausreichten“, erzählt der 57-Jährige.

Allein die englische Ausgabe, deren Veröffentlichung Ende Juli zu einem weltweiten Ansturm auf Buchläden führte, ging hierzulande bereits mehr als eine Million Mal über den Ladentisch. „Dadurch wird unser Geschäft aber nicht getrübt, im Gegenteil“, sagt Humann.

Auch der Online-Händler Amazon meldete bereits Rekordzahlen. „Der neue deutsche Harry-Potter-Band ist der am meisten vorbestellte Einzeltitel, den wir je hatten“, berichtete eine Sprecherin. Bis Mittwoch (24. Oktober 2007) seien mehr als 250.000 Vorbestellungen eingegangen. Nach Schätzungen von Verlagschef Humann wird die Startauflage bis Weihnachten verkauft sein. Der Verlag mache allein damit einen Umsatz von rund 40 Millionen Euro. Carlsen gehört seit 1980 zum schwedischen Konzern Bonnier.

Welchen Einfluss Potter auf das Verlagsgeschäft hat, zeigt ein Blick auf die Geschäftszahlen. „In Jahren mit einer Potter-Neuerscheinung setzen wir mehr als das Doppelte um“, erläutert Humann. Nach Angaben des Branchenmagazins „Buchreport“ betrug der Verlagsumsatz 2005, als der sechste Band erschien, 61,7 Millionen Euro. 2006 gingen die Zahlen auf 26,5 Millionen Euro zurück. Seit dem Jahr 2000 stieg die Zahl der Mitarbeiter von rund 40 auf mehr als 80.

Natürlich werde das Personal auch künftig gehalten, versichert der Chef. „Potter hat uns als Verlag mit dem ganzen Programm nach vorne katapultiert.“ Die 2001 aufgebaute Taschenbuchsparte sei inzwischen die Nummer drei auf dem deutschen Markt, die Sachbuchreihe werde ausgebaut. Zudem vertreibe der Verlag, der seit den 1950er Jahren die kleinen quadratischen Pixi-Bücher herausgibt, erfolgreich japanische Manga-Comics. „Potter ist ein Erfolg, der kommt und wieder geht“, sagt Humann. Darauf habe sich der Verlag von Anfang an eingestellt.

Zu welch einer Goldgrube sich „Harry Potter“ entwickeln würde, konnte der Verleger kaum ahnen, als er 1997 den ersten Band in die Hände bekam. Damals hatte ihn ein Londoner Literaturagent auf die Geschichte aufmerksam gemacht. „Ich habe es gelesen und dachte es ist ein tolles Manuskript, das war’s.“ Humann machte ein hohes Angebot, bei dem er zwar „kalte Füße“ bekam. Doch Carlsen erhielt den Auftrag, und die 8000 ersten deutschen Potter-Bücher gingen in Druck. Ein weiterer Verlag habe zwar noch mehr geboten, erinnerte sich Humann. Carlsen garantierte jedoch, auch den zweiten und dritten Band herauszubringen. „Diese Risikobereitschaft hat den Agenten und die Autorin beeindruckt.“

Die restliche Geschichte ist bekannt: Allein in Deutschland verkauften sich die ersten sechs Bände bislang 25,4 Millionen Mal.

Insgesamt wurden die Bücher in 65 Sprachen übersetzt – unter anderem in Urdu, Kambodschanisch, Altgriechisch oder Latein – und mehr als 350 Millionen Exemplare abgesetzt. Das Vermögen von Autorin Joanne K. Rowling, der reichsten Frau Großbritanniens, wird auf umgerechnet rund 810 Millionen Euro geschätzt. Verlagschef Humann will die Zusammenarbeit mit der Schriftstellerin, die inzwischen an einem Märchen für Kleinkinder arbeitet, auch nach dem Ende der Potter-Saga fortsetzen: „Ich gehe fest davon aus, dass auch ihr nächstes Buch bei uns erscheint.“

Literaturangaben:
ROWLING, JOANNE K.: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes. Harry Potter Band 7. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2007. 768 S., 24,90 €.
---: Harry Potter und der Halbblutprinz. Harry Potter Band 6. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2005. 656 S., 22,90 €.
---: Harry Potter und der Orden des Phönix. Harry Potter Band 5. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2003. 1024 S., 28,90 €.
---: Harry Potter und der Feuerkelch. Harry Potter Band 4. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2001. 768 S., 22,90 €.
---: Harry Potter und der Gefangene von Askaban. Harry Potter Band 3. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 1999. 448 S., 15,90 €.
---: Harry Potter und die Kammer des Schreckens. Harry Potter Band 2. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 1999. 352 S., 14,90 €.
---: Harry Potter und der Stein der Weisen. Harry Potter Band 1. Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 1998. 336 S., 14,90 €.

Verlag


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: