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Goethes erste Liebe

Presseschau vom 10. April 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 10.04.08

 

BERLIN (BLK) – Die „FAZ“ ist überzeugt von Manfred Zittels Goethe-Biographie „Erste Lieb’ und Freundschaft“. Die „NZZ“ ist erfreut über das Vorstellungsvermögen, das Margrit Schriber mit „Die falsche Herrin“ beweist, und die „SZ“ lobt Santiago Roncagliolos Roman „Roter April“.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

In „Erste Lieb’ und Freundschaft“ versuche der Autor Manfred Zittel, eine „detaillierte Biographie“ Goethes Leipziger Studentenjahre (1765-1768) zu zeichnen, meldet die „FAZ“. Das Werk stütze sich vor allem auf Goethes erhaltenes Briefwerk aus dieser Zeit und analysiere die Einflüsse, die Goethes literarische Entwicklung entscheidend prägten – vor allem die Liebe zu Katharina Schönkopf und die Freundschaft mit dem Hofmeister Ernst Wolfgang Behrisch. Dank Zittels „materialreichen Recherchen und der differenzierten Darstellung“ erscheine Goethes Studienzeit „in neuem Licht“.

Anlässlich des 65. Geburtstags des „Literatur im Foyer“-Moderators Martin Lüdke erscheint ein Buch zu seinen Ehren, berichtet die „FAZ“. „‚Ich möchte lieber doch’. Fernsehen als literarische Anstalt“ ist im Wallstein Verlag erschienen und vereine die Gratulationen von fünfzig Kollegen, Freunden und Literaten. Die lustigen wie hellsichtigen Texte seien beispielsweise von Martin Walser, dem „Hanser“-Verleger Michael Krüger, Jochen Hörisch und der SWR-Redaktionsleiterin Martina Zöllner.

Die „FAZ“ rät in einer Kurzkritik von Mara Genschels Gedichtband „Todbrand Schlaf“ ab. Die experimentellen Gedichte erinnerten an Jandl und an Kling – oder in einem besonderen Fall an eine „Tagebuchnotiz, typographisch aufgemotzt“. Poesie kann die „FAZ“ dahinter nicht entdecken.

Gleich zwei Bücher des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai stellt die „FAZ“ vor. Dieser würde sich auf Ansichten des Berges Fuji spezialisiert haben. Der Grund dafür solle in der Bedeutung des Bergnamens, Nicht-Tod, liegen. Der Fuji als Symbol für den Nationalstolz der Japaner sei „ein Fixpunkt – vergleichbar dem Polarstern am Himmel“. Die Bilder erzählten vom Alltag jener Zeit, da Menschen bei der Arbeit im Vordergrund abgebildet worden sein. In dem einen Band gäbe es präzise Erläuterungen, der andere sei eine „große herrliche Werkausgabe“. Beide wären Empfehlungen für die Kunst und Landschaft Japans.

Im „Reiseblatt“ der „FAZ“ wird ein Buch über 100 Skitouren durch die südlichen Alpen vorgestellt. Die Faszination „einsamer alpiner Winterwelten“ könne spürbar als „Quelle des Glücks“ vermittelt werden. Zwar seien lediglich die südöstlichen Touren entlang der Grenzen von Österreich, Italien, Slowenien beschrieben, diese jedoch qualitativ hochwertig. Mit verlockenden Fotos, genauen Beschreibungen und allen nötigen Informationen könne man als ambitionierter Skibergsteiger getrost auf Erkundung gehen.

Mit der „Liebe unter Artisten“ beschäftigt sich laut „FAZ“ Margriet de Moor. Im Amsterdam der 1950er Jahre träfen sich diverse Figuren der Zirkuswelt, die sich in ein Dilemma aus Liebe und Tod verstrickten. Dennoch bliebe die Geschichte merkwürdig blass. Man könne nicht erkennen, warum die Dreiecksgeschichte der Protagonisten interessieren solle. Am ehesten überzeuge de Moor noch in der Beschreibung des Amsterdams der Nachkriegszeit.

„Neue Zürcher Zeitung“

Rainer Hoffmanns Band „Im Himmel wie auf Erden. Die Putten von Venedig“ befasse sich mit den dort unzähligen Putten in Skulptur und Malerei, schreibt Gabriele Hoffmann für die „NZZ“. Im ersten Teil „Nach Amors Bilde“ stelle der Autor die Figuren als fröhliche Aktivisten und als Garanten einer Lebens- und Liebesglück verheißenden Atmosphäre vor. Danach zeichne er das Nebeneinander nicht verwandter Engelsbilder als Vorstufe ihrer Epiphanie im 15. Jahrhundert und gehe auf die Selbstbespiegelung der regierenden Fürsten in der Malerei ein. Die Rezensentin bemängelt, dass die Anschaulichkeit des Textes nicht immer ein Ersatz für fehlende oder wegen zu kleinen Formats schwer erkennbare Abbildungen sei.

Margrit Schriber habe in ihrem Roman „Die falsche Herrin“ eine Geschichte aus den Sagenbüchern des Kantons Schwyz verarbeitet, schreibt Beatrice Eichmann-Leutenegger in der „NZZ“. Wie schon in ihrem Vorgängerroman „Das Lachen der Hexe“ rücke die Autorin eine einfache Person aus dem Volk ins Blickfeld, die sich nicht unterordnen will und ihr Leben anpackt. Dabei arrangiere Schriber ihren Stoff fast wie ein Bühnengeschehen und erzähle diesen gerafft, fast novellistisch verkürzt. Die facettenreiche Ausgestaltung des Romans sei Ergebnis des erstaunlichen Vorstellungsvermögens der Autorin, die alte Zeiten zu prallem Leben erwachen lasse.

„Süddeutsche Zeitung“

Ulrich Baron rezensiert Santiago Roncagliolos Roman „Roter April“ für die „SZ“. Formal gleiche seine Geschichte dem typischen Plot der Hardboiled-Schule und inhaltlich befasse sich der Roman mit der unabgeschlossenen brutalen Eroberung Perus durch die Spanier. Ein politischer Thriller sei „Roter April“ aber so wenig wie ein klassischer Kriminalroman. Hier scheine niemand zu sein, was er zu sein scheint und eine Stimme aus dem Off beschwöre das Anfackeln der Zeit. Mit der Verknüpfung widersprüchlicher Elemente gelinge es dem Autor, den magischen Realismus Lateinamerikas mit moderneren Mitteln noch einmal neu zu erfinden, urteilt der Rezensent.

Bei Uzodinma Iwealas Roman „Du sollst Bestie sein“ handle es sich um einen „zutiefst“ verstörenden Monolog „voller Unschuld“, „Grausamkeit“ und „Verzweiflung“, schreibt die „SZ“. Erzählt werde die Geschichte eines Kindersoldaten, die im Konkreten zwar reine Fiktion sei, aber „gerade dadurch“ so universell wirke. Die besondere Sprache dieses einzigartigen Werks habe der deutsche Übersetzer Marcus Ingendaay auf „beeindruckende“ Weise ins Deutsche übertragen.

Wie die „SZ“ berichtet, hat Hans-Christian Dany für seine „eigenwillige und faszinierende“ Kulturgeschichte „Speed“ acht Jahre lang recherchiert. Der Autor zeichne die Geschichte des Amphetamins von seiner Entwicklung im Labor 1887 bis in die Gegenwart nach. Seiner These zufolge habe sich das synthetische Aufputschmittel über die Jahre „zum Doping der Leistungsgesellschaft entwickelt“. Dany liefere „mehr als breites Wissen“. Einzig wenn er am Ende des Buches ein „Horrorszenario“ heraufbeschwört, in dem Leistungsdrogen „bald so weit verbreitet sein könnten wie Mobiltelefone“, greift er nach Meinung des Rezensenten Felix Denk doch ein wenig zu weit.

Richard Swartz habe mit „Über den Rand hinaus“ ein Essay über sein istrisches Lebensdorf verfasst, berichtet Florian Kessler in der „SZ“. Der Text drehe dem politischen Geschehen den Rücken zu und erzähle tastend und ruhig vom Gefüge eines Dorfes im Schatten der Geschichte. Swartz füge immer mehr Indizien zusammen, die den Einbruch Europas bis in den letzten Seitenwinkel bebildern. Es gebe keine Ränder mehr, Europa sei überall, resümiert der Rezensent. (car/sat/win/wip)

Literaturangaben:
BOUQUILLARD, JOCELYN: Hokusai – 36 Ansichten des Berges Fuji. Übersetzt von Matthias Wolf. Schirmer/Mosel Verlag, München 2007. 120 S., zahlreiche Abbildungen, 29,80 €
CALZA, GIAN CARLO: Hokusai. Phaidon Verlag, Berlin 2007. 520 S., etwa 700 Abbildungen, 95 €.
DANY, HANS-CHRISTIAN: Speed. Eine Gesellschaft auf Droge. Edition Nautilus, Hamburg 2008. 191 S., 14,90 €.
GENSCHEL, MARA: Tonbrand Schlaf. Gedichte. Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig 2008. 76 S., 10 €.
HOFFMANN, RAINER: Im Himmel wie auf Erden. Die Putten von Venedig. Böhlau-Verlag, Köln, Weimar, Wien 2007. 287 S., 34,90 €.
IWEALA, UZODINMA: Du sollst Bestie sein! Aus dem Englischen von Marcus Ingendaay. Ammann Verlag, Zürich 2008. 160 S., 18,90 €.
MOOR, MARGRIET DE: Der Jongleur. Ein Divertimento. Übersetzt aus dem Niederländischen von Helga von Beuningen. Carl Hanser Verlag, München 2008. 159 S., 16,90 €.
RONCAGLIOLO, SANTIAGO: Roter April. Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Angelica Ammar. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008. 333 S., 19,90 €.
SCHRIBER, MARGRIT: Die falsche Herrin. Roman. Verlag Nagel & Kimche, Zürich 2008. 146 S., 17,90 €.
SWARTZ, RICHARD: Über den Rand hinaus. Wieser Verlag, Klagenfurt 2007. 76 S., 14,80 €.
WASNER; ALEXANDER (Hrsg.): „Ich möchte lieber doch“. Fernsehen als literarische Anstalt. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. 240 S., 19, 90 €.
ZINK, ROBERT: Schitouren in den Südalpen. 100 Traumrouten in Kärnten, Slowenien und Friaul. Carinthia Verlag, Wien 2008. 176 S., 29,90 €.
ZITTEL, MANFRED: Erste Lieb’ und Freundschaft. Goethes Leipziger Jahre. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2007. 248 S., 18 €.

Presseschau vom 9. April 2008

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