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Tante Theas lukrative Backfischzeit

Klaus Modicks „Bestseller“ der vermarkteten deutschen Vergangenheit

© Die Berliner Literaturkritik, 27.07.06

 

BERLIN (BLK) – Eine freche Satire über den „lukrativen Boom multimedialer Vergangenheitsbewältigung“ habe Klaus Modick mit seinem neuen Roman „Bestseller“ entworfen, heißt es beim Eichborn Verlag.

Hellsichtig und wütend erzähle der Autor die Geschichte eines Weltbestsellers: Lukas Domcik, ein chronisch klammer Schriftsteller, finde im Nachlass seiner Tante Thea Aufzeichnungen ihrer Jugend in den dreißiger und vierziger Jahren. Anfangs könne er mit dem „unsäglichen Backfischgeschreibsel der glühenden Nazisse und späteren reuigen Sünderin“ nichts anfangen. Als er sich jedoch Hals über Kopf in die schöne Maskenbildnerin Rachel verliebe, entwickelten die beiden einen genialen Plan: Rachel werde „fernsehtauglich[]“ als Autorin der Geschichte ihrer Großmutter vorgeschoben. Domcik selbst entwerfe mit „leichter Hand und reichlich Chuzpe“ aus dem „mediengerechten deutschen Schicksal“ Tante Theas einen anrührenden Bestseller: „Um wahr zu wirken, muß die Wirklichkeit gefälscht werden. Das ist das ganze Geheimnis der Literatur.“ Schon bald jedoch verliere Lukas Domcik im Rausch einer Amour fou die Übersicht und zugleich die Fäden seiner attraktiven Marionette aus der Hand.

Klaus Modick wurde 1951 in Oldenburg geboren. Zu seinen Romanen gehören unter anderem „Milder Rausch“ (1999), „Der kretische Gast“ (2003) und „Vatertagebuch“ (2005). Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bettina-von-Arnim-Preis und dem Nicolas-Born-Preis. Zudem trat Klaus Modick als Übersetzer aus dem Englischen hervor.(han/dan)

Literaturangaben:
MODICK, KLAUS: Bestseller. Roman. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2006. 272 S., 19,90 €.

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